Als ich den Umschlag aufgemacht hatte und gesehen habe, was mich erwartet, war da lediglich die Erinnerung an eine mittelmäßige bis schlechte Scheibe geblieben. Frei nach dem Motto „neues Release, neues Glück“ wollte ich VOLKSTROTT die Chance geben, auf einem weißen Blatt Papier anzufangen und die Kritiken zur letzten Scheibe völlig aussen vor zu lassen. Nun bin ich einmal durch das Kunstwerk durch, und der Reiz, zu schauen, was beim letzten mal alles negativ aufgefallen war, ist doch zu groß.
Doch bevor ich diesen Vergleich ziehe, hier das Resultat zum neuen Release des Berliner Sextetts. Die Band ist in ihrer Besetzung konstant geblieben, will heißen: Schlagzeug, Bass, Gitarre, Sackpfeife, Violine und Gesang. Ob man hierzu gratulieren oder kondolieren sollte, ist noch nicht so ganz raus. Die Aufnahme ähnelt ein wenig frühen Demoaufnahmen anderer Bands, die sich im Proberaum versammelt haben, um mit minderwertigen Mitteln ein bestmögliches Resultat abzuliefern. Lediglich das Schlagzeug klingt überzeugend ehrlich, allerdings auch nicht gerade professionell, Bass, Dudelsack und Violine gehen ein wenig in den Mitteltönern unter, die Gitarre ist absolut drucklos und im Endmix so weit nach hinten geschoben, dass man sie kaum noch für voll nimmt, dafür dominiert der meist gänzlich effektfreie und glanzlose Gesang von Frontmann Benjamin, der dermaßen deutlich gedoppelt ist, dass man der Meinung sein könnte, er hätte noch einen Zwillingsbruder, der ebenfalls mitsingt, jedoch eine Oktave tiefer.
Bei den Kompositionen fällt auf, dass sich die Abläufe nach spätestens drei Songs wiederholen, die Akkordfolgen als solche aus Peter Bursch´s Gitarrenschule abgeschrieben worden sein könnten, und auch die freie melodische Improvisation der Leadinstrumente wohl genauso gut auf einer Blockflöte vorgetragen hätte werden können. Obendrein laufen Violine und Dudelsack die meiste Zeit parallel, ohne wirklich harmonisch miteinander zu klingen.
Textlich? Nicht fragen. Hier ein Beispiel: ‚Hurra, hurra, der Tod ist in der Stadt, und wir sind alle eingeladen. Keiner weiß, wen er heut auserkoren hat, ich freu mich schon, im Blut zu baden…“ Unkommentiert lasse ich diese Zeile einfach auf euch wirken, jeder soll sich darüber selbst eine Meinung bilden.
So, nun aber: was hat sich im Vergleich zum Debüt getan? Ausser, dass ein wenig Zeit ins Land gestrichen ist und ein neues Cover die Front der CD ziert, konnte ich zumindest klanglich und inhaltlich leider keine wirkliche Steigerung erkennen. Wer das Debüt ‚Todeskunst’ jedoch mochte, der wird auch an ‚Im Angesicht der Barbarei’ Gefallen finden. Traut man dem, was man so hört, sollte man sich die Band aber wohl lieber live anschauen, da sollen sie eine deutliche Spur besser sein. Tipp vom Kritiker an die Band: versucht doch mal, mehr aus der Gitarre zu holen, dann wird so ein Album auch wuchtiger. Und beim Gesang lieber etwas weniger Gas geben, dann ist er nicht so dermaßen dominant, dass alles andere ins Nebensächliche rutscht…