Ein düsteres, beklemmendes Machwerk zirkelt zurzeit in meinem Player. Post-Core voll von Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, jenseits aller Trends, erfrischend anders, und trotzdem am Zahn der Zeit. WILL HAVEN sind nach sechs Jahren Veröffentlichungspause wieder zurück.
Um den Klang von den vier Herrschaften aus Sacramento zu beschreiben, müssen leider wieder ein paar Vergleiche fallen. Die Produktion der Scheibe lag in den Händen von Chino Moreno, welcher bekanntlich bei Deftones ist. Diese sind nicht nur persönlich, sondern auch klanglich gut mit WILL HAVEN befreundet, wenn auch nur im melodiösen Gitarrenbereich. Der gesamte Klang hat einen sphärischen Charakter, durchgeschrabbelte, leicht schrille Akkorde schweben über den ansonsten rhythmischen Stakkato-Riffs. Dieses könnte man wohl am ehesten mit Bands wie Twelve Tribes vergleichen, ein wenig NuMetal noch beigemixt.
Aber wie beschreibt man einen Gesangsstil, der so gänzlich ungewöhnlich ist? Nölig, ein wenig geschrieen, aber immer verständlich. Kann sich noch jemand an The Spudmonsters erinnern? Ihr Song „Permanent sollution“ war damals für mich ein Klassiker, und auch heute noch ist das Ding noch tief im Gehörgang verankert, auch wenn man ihn seit bestimmt 5 Jahren nicht mehr hervorgekramt hat. Wer nun weiß, wovon ich spreche, kann sich ein Bild von WILL HAVENs neuem Frontmann Jeff Jaworski machen.
WILL HAVEN sind bereits seit 1995 im Geschäft, haben mit Deftones, Soulfly, Slipknot, Fear Factory und vielen anderen großen Namen zusammen Konzerte gegeben, ‚The Hierophant’ ist ihr inzwischen fünftes CD-Release, und die Band scheint immer noch nichts von ihrer Energie, ihrer Andersartigkeit und ihrem Willen, die Menschen mit ihrer Musik zu bewegen, verloren zu haben.
‚The Hierophant’ ist sicherlich kein Album, das mit Hits aufwarten kann, dafür ist das, was musikalisch passiert, zu beklemmend, aber genau darin liegt die Stärke der Scheibe: die Songs bauen eher eine bedrückende, beängstigende Atmosphäre auf, der man sich nur schwer entziehen kann, und der Schritt zum Konzeptalbum ist nicht sehr weit. Klangliche Highlights können ‚Helena’, ‚Caviar with maths’ sowie ‚Sammy Davis Jr´s one good eye’ setzen, letzterer auch wegen seinen Drillbohrer-DillingerEscapePlan-Riffs. Düstere Scheibe ohne großartige Schwankungen im Songwriting, die eher zum Hinhören als zum Mittanzen oder nebenbei laufen lassen geeignet ist. Die Band wird live sicherlich ein kräftiges Rockpotential aufweisen, und ihrer vergangenen Bandgeschichte nach zu urteilen dürfte es nicht allzu lange dauern, bis sie mit ‚The Hierophant’ auf Tour gehen werden.