Poolstar – 4

2004 brachten die Berliner Poolstar ihr erstes Album „Losing Gravity“ heraus. 300 Shows, viele gute Supports (u.a. Die Ärzte siehe unten) und Festivals und 5 Jahre später sind sie mit ihrem dritten Album „4“ (kein Scheiß) wieder am Drücker. So viel Aufmerksamkeit wie dieses hat noch kein Album der Band erfahren, schließlich zeichnet sich Rodrigo González für so einiges an dieser Scheibe verantwortlich. Dieses Namedropping wird auch konsequent publiziert.

Diese etwas rotzige Pop-Punkrock Alternative Platte hat einen – ich würde sagen – guten Sound der locker sitzt. Locker? Ja, irgendwie schon. Glasklar, aber trotzdem eine Band. Nicht in eine Trigger-Korsage geschnürrt, sondern punkrockig. Das dürfte nah am Livesound der Band sein.

Mit bewährten Punkrock-Methoden steuert fast jeder Song auf einen potentiellen Sing-along-Refrain zu. Auch etwas Ska und der obligatorische Sommerhit („Summertime“) sind auf „4“ zu entdecken.

Das Ohrwurmpotetial ist dabei zwar nicht immer gegeben, bei Songs wie z.B. „Silverspoon“ aber auch nicht von der Hand zu weisen (babadap-Parts sind also immer noch eine sichere Nummer).“My Rapture“ nimmt in den Strophen reichlich Wind aus den Segeln um dann im Chorous wieder auf volle Lautstärke zu schalten, wenn auch noch in gediegenen Tempo. Gegen Ende kommen dann noch Bläser ins Spiel, was für eine Punkrock-Platte mit Ärzte-Touch nicht sonderlich überraschend, aber nicht minder passend ist. Ein Track heißt „Schicksal?“. Wer hier einen Ausflug in Deutschpunk-Gefilde erwartet liegt ziemlich weit daneben. Der Song bettet sich in den Rest des Albums ein, endet lediglich mit „ich wart‘ nicht auf mein Schicksal“ – der Übersetzung des eigentlichen Chorous‘.

Poolstar sind nicht so charmant wie die Beatsteaks, nicht so nah am Hörer wie Madsen, nicht so mitreißend wie die Donots, nicht wirklich hart, nicht wirklich poppig, dafür leider nah an der Belanglosigkeit von z.B. Amplify. Irgendwo zwischen Itchy Poopzkid und Die Happy würde ich Poolstar in der deutschen Musiklandschaft ansiedeln; also nahe dem Sternchen-Karomuster-Totenkopf-Würfel-Nietengürtel-jung-kreischig-unentschlossen-Klientel. Das ist für eine Band aber sicherlich nicht das schlechteste. Für einen internationalen Vergleich reicht es aber wirklich nicht. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass sie mit diesen Songs auf jedem Festival mit offenen Armen empfangen werden und eine gebührende Party anzetteln können.

Wie könnte man denn nochmal auf den Produzenten eingehen? Poolstar sind nicht Die Ärzte. Das ist klar. Die haben einiges mehr zu bieten um so ihre musikalische Beliebigkeit auszugleichen. Deshalb ihren Status zu Recht inne. Bei Poolstar wäre da schon etwas mehr Mut zur Individualität – in welcher Form auch immer – nötig. Eine gute Band wie viele, ein passables Album wie viele, aber keine Band die auf Dauer herausstechen wird – so mein etwas ernüchterndes Fazit. Dafür fehlt Poolstar das unverwechselbare Gesicht. Tragischer Weise das, was sie in ihrer Single „Something In Your Eyes“ besingen…

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