Banner Pilot – Collapser

Aufgepasst! Fat Wreck hat ein neues Pferd im Stall, das – wenn alles den Planungen entspricht – demnächst für gute Quoten sorgen dürfte. BANNER PILOT heißt der Gaul und besticht mit Durchsetzungsvermögen, Agilität, Dynamik, Anmut und Geschwindigkeit. Da der Michel das erkannt hat, lotse er den Punk-Galopper von den Kollegen (oder Konkurrenten?) Go-Kart aus New York an die Westküste der USA nach San Francisco.

Das 2005 in Minneapolis gegründete Quartett ist ein Produkt der lebendigen Midwest-Szene, in der man im kalten Winter sich mangels Alternativen in kuschelige Proberäume verkriecht, um Songs zu schreiben, die man bei den ersten Sonnenstrahlen im Auto bei heruntergekurbelten Fenstern spazieren fahren mag. Das Ergebnis sorgt dann unmittelbar für gute Laune.

Auf ihrer myspace-Seite beschreiben BANNER PILOT ihren Sound als einen Messerkampf zwischen THE LAWRENCE ARMS, ALKALINE TRIO und JAWBREAKER, den die letzte Band um Blake Schwarzenbach (später JETS TO BRAZIL) gerade so gewonnen habe. Fat Wreck übertrumpft diese Selbsteinschätzung noch, indem von einer Trinkorgie gesprochen wird, bei der die ganze Zeit DILLINGER FOUR laut aus den Boxen knallen. Bei all diesen Metaphern möchte ich mich natürlich nicht zurückhalten und erhöhe um die jungen BLINK 182, die den Pizzajungen geben, und um FACE TO FACE, die wie die Opas von der Muppetshow rumnörgeln, dass heutzutage so viele Bands mit ihrer Art von Musik in aller Ohr sind, während ihnen diese Aufmerksamkeit einst verwehrt geblieben ist.

BANNER PILOT vertonen den neuen Punk-Duktus, der allmählich dabei ist, die Durststrecke, die nach dem Niedergang der 90er Melody-Tage eingetreten ist, zu überwinden. Aktive Vertreter der oben genannten oder THE LOVED ONES sowie AMERICAN STEEL sind hierbei ebenso Weggefährten wie hoffentlich auch Freunde. Dabei überzeugen BANNER PILOT nicht mit Komplexität, sondern mit einer charmanten, weil eingängigen Authentizität, die dem Hörer offenbart: „Hey, das ist gar nicht schwer, lass uns auch eine Band gründen!“ Und auch wenn die Scheibe nach dem grandiosen Start „Central Standard“, „Pensacola“ und „Greenwood“ gerade im zweiten Teil ein wenig schwächer wird und sich erst beim letzten Stück zum großen Finale zurückmeldet, so wäre ein Albumtitel wie „Rebuilder“ sinniger gewesen als „Collapser“. Bitte in Zukunft mehr Bands mit solch einem Verständnis von Musik.

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