Wer bislang daran gezweifelt hat, wird spätestens bei EMMUREs neuem Album ‚Felony’ eingestehen müssen, dass Musik wehtun kann. Mir ist relativ lange Zeit schon kein Album mehr untergekommen, dass derartig bösartig brutal wirkt wie dieses. Die Mittel hierzu sind denkbar einfach: schreien, was das Zeug hält, grunzen, was die Lunge hergibt, zwischendurch immer mal wieder ein paar Sprechpassagen einbauen, bei denen die Stimme weinerlich umkippt, und das ganze mit einem Breakdown nach dem anderen unterlegen, die obendrein noch ein paar Dissonanzen beinhalten.
Zugegeben, die Mittel, die hier stilistisch eingesetzt werden, sind alles andere als neu, und die Schlichtheit der Songs ist teilweise fast schon erschreckend (die Band hat scheinbar kein Problem damit, minutenlang auf einem einzigen Akkord zu bleiben, solange das Stakkato dazu entsprechend ballert), aber genau das lässt dieses Konzept aufgehen: nach nur wenigen Sekunden hat jeder verstanden, worum es geht, und man wünscht sich quasi, direkt auf einem Konzert der Band zu stehen! Live werden diese Songs unter Garantie für blaue Flecke und Knochenbrüche sorgen.
Die Produktion von ‚Felony’ setzt auch auf „volle Pulle“, und auch das passt hervorragend ins Bild. Hier drückt einfach alles im Bauch und auf den Ohren, und obwohl die Scheibe derartig kraftvoll ist, bleibt der Mix herzerfrischend differenziert.
Abwechslung kommt insbesondere durch den vielschichtig eingesetzten Gesang zustande, der irgendwo zwischen Downset-Rap, Deftones-Gesang und Beneath The Sky-Krächzen liegt und immer wieder mit unerwarteten Wechseln überrascht. Zudem wissen auch EMMURE, dass man durch witzige Einsprengsel (wie z.B. einen Break, in dem lediglich Recording-Klick und unverstärktes Saitenanschlagen aus dem Aufnahmestudio zu hören sind) ganz schnell den Zuhörer auf seiner Seite hat.
‚Felony’ ist aggressiv, allerdings auch ein wenig eingleisig. Entsprechend beruhigt ist man dann auch, wenn schon nach etwa einer halben Stunde das ganze Spektakel um ist und man sich wieder einer anderen Scheibe widmen kann. Länger würde das dann langweilen, so hinterlässt EMMURE mit dem neuen Album hinter sich nur Trümmerfelder und verbrannte Erde!