Best of – Alben haben bei mir immer einen leicht faden Beigeschmack. Man weiß nie so ganz genau: haben die nun einfach nur Geld benötigt, müssen sie aus dem Plattenvertrag raus und versuchen so, die Auflagen zu erfüllen, oder kommt das tatsächlich aus Überzeugung, dass es Zeit für eine Zusammenfassung der bisherigen Schaffensleistung wäre? Im Falle von FUNERAL FOR A FRIEND, der extrem rocklastigen Emo/Screamo-Kapelle, vermute ich, dass Geld sicherlich auch eine wichtige Rolle spielt.
Wie ich zu so einer offensiven Einstellung gelange? Ganz einfacher Fall: die Songauswahl ist zwar eigentlich in Ordnung, aber erst auf den zweiten Blick stellt man sich mehrere Fragen. Ist die Band mit ihrem letzen Album derartig unzufrieden gewesen, dass sich nur ein Song auf das Best of verirrt hat? Wohl kaum, sondern diese Kuh will erst noch zu Ende gemolken werden, bevor man zu viel auf anderen Wegen veröffentlicht. Stattdessen bekommen wir von der ersten EP gleich zwei Songs mit aufs Album (die war nicht schlecht, keine Frage, aber gut genug für „Best of“?), sowie sage und schreibe vier neue Lieder.
Ist doch eigentlich super, oder? Nun ja, neue Songs sind in der Regel toll, aber die Fans der ersten Stunde, die natürlich auch diese vier Songs haben wollen, müssen nun eine CD kaufen, von der sie bereits 75% eh auf anderen CD´s haben. Zudem ist es den Fans gegenüber auch frech, bei neuen Songs gleich zu sagen, es wäre „Best-of“. Schließlich sollte diesbezüglich auch das Publikum ein Mitspracherecht haben… Man erinnere sich an Paradise Lost, die als „Ausschuss-Bonustrack“ noch ein Lied namens ‚As I die’ auf eine CD packten, was dann richtig zündete und der Band eine beispielhafte Karriere verschaffte…
All diesem Geldscheffel-Vorwürfen stehen natürlich 16 gute Lieder entgegen, die es allesamt mehr oder weniger verdient haben, auf ‚Your history is mine’ vertreten zu sein. Sämtliche Klassiker der Band sind enthalten, es wäre sicherlich noch genug Songpotential vorhanden gewesen, um die Spielzeit noch zu verlängern oder eine Doppel-CD zu veröffentlichen, aber sei es drum: wer mit der Band bisher noch keinen Kontakt hatte, wird sich durch diese Scheibe ein sehr gutes Bild davon machen können, was FUNERAL FOR A FRIEND bislang geschaffen haben. Diesen Leuten sei auf diesem Wege gesagt: es lohnt sich mindestens genauso, die restlichen Alben ebenfalls alle komplett zu kaufen! Dann ärgert ihr euch zwar auch darüber, dass ihr die „Best of“ für vier neue Songs gekauft habt und euch den Rest eh neu besorgt, aber egal.
Vorschlag für die Zukunft: Wenn Bands der Meinung sind, eine Best of – CD herausbringen zu müssen, sollen sie doch entweder auf neue Inhalte komplett verzichten, oder aber parallel eine EP mit den neuen Songs herausbringen, die dann entsprechend ein wenig günstiger zu haben ist. So, wie sich ‚Your history is mine’ darstellt, bleibt der fade Beigeschmack von ‚Your money is mine, too’.