Death By Stereo – Death is my only friend

Schade. Diesmal haben DEATH BY STEREO keine lustigen Songtitel im Gepäck. Aber lyrische Ergüsse wie „If looks could kill I´d watch you die“ oder „I wouldn´t piss in your ear if your brain was on fire” sind sicherlich nicht mehr zu toppen. Ansonsten geht mit dem neuen Werk „Death is my only friend“ eine sehnsüchtige vierjährige Wartezeit zu Ende.

Wie gut kann ich mich doch an dieses eine Konzert im Musikzentrum Hannover erinnern. Haupt-Act GOOD RIDDANCE, Support DBS. Schön an die Theke Bierchen holen und dann nach oben auf die Ballustrade, um das ganze Geschehen wie Kaiser Wilhelm aus der Loge zu betrachten. Die Band um Sänger Efrem Schulz betrat die Bühne und es dauerte nur ein paar Akkorde und der Saal ward zum Tollhaus. Kurz danach floss der erste kondensierte Schweiß die Backsteinwände hinunter. Soweit alles normal, doch dann geschah etwas Ungewöhnliches: Schulz schaffte es, sich irgendwie am Hals zu verletzen – ich weiß nicht mehr, wie. Entweder durch einen Zusammenstoß mit Gitarrist Dan Palmer oder aber er malträtierte sich mit dem Mikro selbst. Jedenfalls blutete er wie Sau, zog noch einen Song durch und wurde dann doch überzeugt, ins Krankenhaus zu fahren. Das Spektakel war nach kurzer Zeit vorbei, der gebliebene Eindruck jedoch immens. GR spulten danach ihr Repertoire souverän ab, Russ Rankin gab einmal mehr den Miesepeter und ich kam zwischen all den bekannten Stücken zu dem Entschluss, dass DEATH BY STEREO ihre Kollegen aber so was von an die Wand gespielt haben, als ein sichtlich gutgelaunter Efrem Schulz mit einem dicken Verband und unter dem Gejohle der Besucher zurück ins Musikzentrum kam und so tat, als wäre nichts gewesen.

Ja, als wäre nichts gewesen. Vier Jahre ohne Release sind in heutiger Zeit eine halbe Ewigkeit, die eine Band aus dem Gedächtnis verschwinden lassen kann. Dabei brachten DBS seit ihrem Debüt das gewisse Etwas mit, um sich von der Masse abzuheben. Diese musikalisch irrwitzige Achterbahnfahrt und lyrisch bitterböse Satire aus Hardcore, Punk und Metal verband von Anfang an nackenbrechende Breaks, herzschmerzende Melodien und ohrenbetäubendes Geboller, ohne dass auch nur im Ansatz das mittlerweile böse Wort Metal-Core über die Lippen kam. Doch trotz allen Lobes aus der Szene, der durchbrechende Erfolg außerhalb wollte sich nicht einstellen. Während gerade stark metallastige Combos wie ATREYU, SILVERSTEIN, AVENGED SEVENFOLD oder A DAY TO REMEMBER, also hauptsächlich Bands aus dem Victory-Dunstkreis, immer erfolgreicher wurden, musste sich Efrem Schulz mit Personalwechsel abquälen. Und dennoch. Nach der Trennung vom Indie-Riesen Epitaph hat Schulz mit Serjical Strike Records, dem Label von Serj Tankian (A SYSTEM OF A DOWN), und I Scream Records für die Veröffentlichung in Europa angemessenen Ersatz gefunden. Und auch mit Produzent Jason Freese (GREEN DAY, GOO GOO DOLLS) sowie Mischer JOEL BASUMGARDNER (LINKIN PARK, EVANESANCE) konnte man namhafte Mitstreiter gewinnen.

Die vier Jahre Wartezeit haben sich gelohnt und DBS bei mir sofort wieder zur meistgehörten Band der Woche gemacht. Grund hierfür ist vor allen Dingen der Umstand, dass nach dem stellenweise ziemlich derben Vorgänger wieder bedeutend mehr Wert auf Melodie gelegt wurde. Wie selbstverständlich schallt einem ein toller Chorus mit großen Ohhs und Ahhs nach dem anderen aus den Boxen entgegen, nachdem sich Efrem Schulz in der Strophe zuvor ordentlich ausgerotzt hat, bis dann eines dieser dick auftragenden Gitarren-Soli von Dan Palmer ertönt; besonders prägnant umgesetzt in Stücken wie „I sing for you“, „Wake up dead“ und den Übersongs „The ballad of Sid Dynamite“ und „I got your back“. Doch bei all dieser Freude gibt es auch etwas zu meckern: war „Forever and a day“ schon auf „Death for life“ eine kaum zu ertragende weil mit Kitsch überfrachtete Halbballade, so wird dies hier noch mit einer neu arrangierten Piano-Version übertroffen. Naja, wer drauf steht.

„Death is my only friend“ ist ein bemerkenswertes und so nicht mehr für möglich gehaltenes Lebenszeichen einer Band, die einfach anders sein will und es letztendlich auch ist. Egal ob Hardcore, Metal oder Punk, das sind nur Begriffe, das wunderbare Resultat zählt.

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