Liebe kleine Stadt abseits der Wege. Auf meinem Weg in die große Metropole mache ich kurz Halt in dir. Dich umgibt ein schönes Äußeres, wohl geformt und farblich adrett. Herausgeputzt, geschniegelt und gebügelt. Ich beginne richtig, mich auf meine Zeit mit dir zu freuen.
Draußen ist es dunkel, der Wind heult, der Regen peitsch gegen meine Windschutzscheibe, die Wischerblätter arbeiten im Akkord. Sacht und leise empfängst du mich, als wolltest du mich nicht verschrecken. Die großen Krachmacher, die in schillernden Farben und mit großem Getöse die Menschen davon überzeugen wollen, sie zu mögen, sind nicht weit entfernt und rufen sirenenartig nach mir. Doch ich bleibe bei dir, versprochen. Dein einziger Einwohner Markus Baltes begrüßt mich. Höflich, ruhig, bedächtig. Seine beiden Mitarbeiter Fabian Strauß und Ullf Theodor Schwadorf halten sich dezent im Hintergrund und lassen ihren Chef reden. Dieser hüllt mich in wärmende Gewänder, in melancholische Träumereien, in sanften Schlaf. Egal, was morgen ist, heute bin ich hier.
Liebe Stadt abseits der Wege. Erholt erwache ich. Die Sonne ist aufgegangen. Das ausgehende Jahr zeigt sich noch einmal von seiner besten Seite, die letzten wärmenden Stahlen tanzen in den Pfützen der vergangenen Nacht und blinzeln durch die immer kahler werdende Bäume. Ich verabschiede mich von meinem Gastgeber, der auch jetzt seine Stimme immer noch nicht erheben will. Meine Reise geht weiter, zurück in die hektische und laute Welt, die ich verachte und verfluche, ohne die ich jedoch nicht leben kann und will. Zugegeben, ich hätte es keinen Tag länger in dir ausgehalten, du kleine Stadt abseits der Wege. Doch wenn ich wieder einmal den Wunsch habe, inne zu halten, wenn die Dunkelheit mich erneut umfängt, wenn die Winde sich zu einem Orkan vereinen und wenn die Wolken voller Trauer hängen und anfangen zu weinen, dann werde ich an dich denken, ja dann werde ich dich wieder aufsuchen, du liebe kleine Stadt abseits der Wege.