No Friends – No Friends

NO FRIENDS? Worauf bezieht sich das? Haben die vier Herren Tony Foresta, Sam Johnson, Alex Goldfarb und Richard Minino außer sich selbst keine Freunde? Oder finden sie mit ihrer Musik keine? Mitnichten! Freunde, aufgepasst!

Es ist erstaunlich, dass es Musikszenen gibt, in denen eine Band ein Album schreiben kann, das so traditionsbehaftet ist und solch eine Reminiszenz an längst vergangene Combos darstellt, dass es sich wie das Einatmen frischer Luft anfühlt. Nach der Auflösung von NEW MEXICAN DESASTER SQUAD klingelte Tony (MUNICIPAL WASTE) bei den drei übrig gebliebenen Bandmitgliedern durch und konnte sie davon überzeugen, mit ihm spaßeshalber eine Hardcore-Band zu gründen. Gesagt, getan. Und so liegt nun nach dem Hin- und Herschicken von Songmaterial via Email zwischen Orlando und Richmond, einigen wenigen Proben und noch weniger Konzerten (drei!!) das knapp 20 Minuten dauernde Debüt vor, welches aufgenommen in drei Tagen den Geist des melodischen Hardcores der 1980er in sich trägt, als Gruppen wie DAG NASTY, GORILLA BISCUITS, BLACK FLAG, 7 SECONDS und DESCENDENTS die Helden der Stunde waren…zumindest in dieser Musiksparte.

Das vorliegende Opus ist – wie bereits betont – ein eindeutiges Szeneprodukt; traditionsbewusst, aber durchaus progressiv, wenn man Progression so versteht, dass das Alte nicht unbedingt auszusterben hat, wenn man etwas Neues kreiert. Und dennoch: Wüsste man nicht um das Erscheinungsjahr, könnte man meinen, NO FRIENDS wären ein Vertreter jener Tage.
Sicherlich kein Album für die Ewigkeit, aber eine willkommene Abwechslung, wenn man einmal kurz 20 Minuten nichts zu tun hat, sich ab- oder aufregen will. Für Ästheten gibt es das kurze Ding auch auf Vinyl. Aber Vorsicht: Hier muss man die Platte schneller als gewollt umdrehen. Wäre schön, wenn es nicht nur bei einer Scheibe bleiben würde. Mein Anspieltipp: Der Schlusspunkt „Loaded Question“.

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