Mit Anachronous von TUBERS erreicht uns das neueste Werk aus dem Hause No Idea, und so sehr ich es in der letzten Zeit genossen habe, so schwer ist es für mich, das gehörte in Worte zu fassen – zumal dies immer eine konstruierte Wirklichkeit darstellt.
In den letzten Jahren war das Quartett aus St. Augustine und Gainesville in Florida in mehreren Bands aktiv, die hier aber nicht erwähnt werden müssen, da sie außerhalb ihrer Heimatregion ohnehin niemand kannte. Mit dem neuen Label im Rücken könnte dies für TUBERS anders aussehen: Touren in den Staaten sind gebucht und auch Europa könnte realisiert werden. Aber warum nun diese Schwierigleiten mit der musikalischen Beschreibung?
Nun, einfach erscheint es, das aufzuführen, was TUBERS letztendlich NICHT sind. Sie sind KEINE Emo- oder Metalcore-Kapelle, die besser auf Victory aufgehoben wäre. Sie sind KEINE Band, die in das Muster eines Fat Mikes passen würde und daher nach San Francisco umziehen sollte, gleiches gilt wohl für die strategische Ausrichtung von Brett Gurewitz´ Epitaph. Sie sind KEINE Hardcore-Combo, die wir auf dem angesagten Bridge Nine sehen wollen. Und natürlich haben sie auch überhaupt NICHTS mit Hip Hop oder Radiopop zu tun. Dort würden sie NIE gespielt werden und auch MTV, das hin und wieder doch noch einmal seinem Namen gerecht wird und ein Musikvideo zeigt, würde zwischen all seinen Quatschsendungen KEINE Sendezeit für TUBERS verschwenden.
Aber wie klingen sie nun? TUBERS sind leicht schräg und schief, eindeutig im Dis-Bereich anzusiedeln, aber dennoch unterschwellig melodiös. Sie sind lärmend und krachend, aber unheimlich präzise und auf den Punkt. Knallende Snare, schneidende Gitarren, höhenlastige Bässe und angezerrter Gesang werden in zwölf Stücken zu einer Einheit verschmolzen, die in Sound und Geschwindigkeit immer etwas Neues und Individuelles kreieren und sich nicht gegenseitig kopieren.
Aufgenommen von Rob McGregor (Hot Water Music, Against Me!, etc.), produziert von Var von No Idea Records und von drei Labeln veröffentlicht ist Anachronous ein Ausdruck der vitalen independenten Musikszene Floridas, die uns schon so viele tolle Dinge offenbart hat. TUBERS selbst nennen ihre Musik Surf-Punk, doch das Ergebnis ist eher für Fans von FUGAZI und alten AT THE DRIVE-IN als für solche der BEACH BOYS interessant.