Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als STORY OF THE YEAR für mich zu einer lobenswerten Band wurde. Das Ganze ereignete sich 2005, als die Combo mit ihrem Zweitwerk „In the Wake of Determination“ in der „Visions“ im monatlich Soundcheck abgewatscht wurden und den respektablen letzten Platz belegten, wohingegen THRICEs Nachfolger „Vheissu“ zum von mir vergötterten „Artist in the Ambulance“ (vgl. Review zur aktuellen CRIME IN STEREO) von der avantgardistischen Redaktion des Magazin, das seit jener Zeit seine Punkwurzeln leugnet, zum besten Album des Monats erkoren wurde.
Mir gefiel schon seit dem 2003er „Page Avenue“ die von SOTY gelungen vorgetragene Kombination aus Hardcore-, Punk-, Metal- und Pop-Elementen, die gleichermaßen abwechselnd melodisch und hart war, jedoch nicht in die aufkommende Metalcore-Niesche passte. Die ersten beiden Alben waren also gern gesehene Gäste in meinem Autoradio auf langen Autofahrten während meines Referendariats.
Danach wurde es ein wenig leiser um die Gruppe, der Major-Deal platzte, bis auf dem von mir seit Jugendjahren geliebten Epitaph eine neue Heimat für das Quintett aus St. Louis gefunden werden konnte. Und wer den Ex-Junkie Brett Gurewitz kennt, der weiß, dass die Bands auf seinem Label vollends künstlerische Freiheit genießen. Jedenfalls sei dies das Wichtigste für SOTY, wenn man Sänger Dan Marsala glauben darf, für den es darum ginge, Musik zu machen, die er und seine Mitstreiter lieben würden, nicht jedoch um Millionen Dollar. Und dafür sei man froh, ein solides Label im Rücken zu wissen, das den eigenen Kram veröffentliche und einem dabei helfe, den Fans ehrliche Musik zu liefern.
Zugegeben, die dreijährige Wartezeit bis zur Veröffentlichung von „The Black Swan“ im Jahre 2008 hatte dazu beigetragen, dass ich nicht mehr so enthusiastisch über dass neue Output war, schließlich geht das musikalische Entdeckungsleben ja weiter, aber dennoch wurde es damals von mir mit Wohlwollen in meine heilige Plattensammlung aufgenommen. Nun, im neuen Jahrzehnt, in einer Zeit, in der die zurückliegende Dekade auf ihren bleibenden Einfluss zu überprüfen ist, kommt mir also die Aufgabe zu, das Viertwerk kritisch zu würdigen. Und auch wenn „The Constant“ nicht die Nachricht des Jahres ist und sein wird, zeigt der bewusst selbstbewusst ausgewählte Titel das konstant hohe Niveau des Schaffens von SOTY, denn wieder einmal ist all das vorhanden, was sich Fans von ihren Lieblingen wünschen: großartige Rocksongs, die in jedes Stadion passen, in jedes Radioformat und trotz dieser Kompatibilität mit dem Geschmack der meisten ihren eigenen independenten Charme bewahrt haben, seien es Hymnen wie „I´m alive“, Rocker wie „The Ghost of you and I“ und „The Children sing“ (inklusive – wie sollte es anders sein – nervigem Kindergesang) oder Punkrocker wie „To the Burial“ oder das abschließende „Eye for an Eye“.
SOTY legen einen guten, weil konsequent nachvollziehbaren Start in das neue Jahrzehnt hin und dürfen dessen sicher sein, den Nuller-Jahren einen bleibenden Charakter gegeben zu haben. Weiter so bis an euer Lebensende.