‚Amen’ bedeutet frei übersetzt „So soll es sein“… Das könnte Grundthema für das neue Album von MY OWN PRIVATE ALASKA sein. Die drei Herren überraschten mich mit ihrer ersten EP mit Screamo, der lediglich Klavier, Schlagzeug und Gesang benötigte, um emotionsgeladen zu zünden. Jetzt steht das Full length in den Startlöchern, und man fragt sich: „Wo ist die Weiterentwicklung?“ „Kommt man immer noch nur mit diesen drei Elementen aus?“ Die Antwort lautet: So soll es sein!
Aber ähnlich wie in der Kirche fühle ich mich auch hier durch dieses „Amen“ sehr eingeängt. Inhaltlich sicherlich klasse, aber in der Präsentation doch sehr arg limitiert, an die eigenen Strukturen gebunden, die der Band die Luft zum Atmen nimmt. Schnell erkennt man, dass es vor allem der Mixdown ist, der hier nicht passen will: ein dominantes Piano, das in der Lautstärke weit vor den selbst richtig heftig eingeprügelten Schlagzeugparts steht, der Gesang bzw. das Geschrei ist eigentlich nur noch Selbstzweck, in seiner Wirkung trifft es am Ziel vorbei, nicht emotional, sondern zu sehr gewollt emotional.
Die Klaviermelodien lassen eine Struktur vermissen, nach wenigen Takten verirrt man sich in Klanggebilden, die zwar interessant sind, aber mehr auch nicht. Fesselnde Songs? Nein, so nicht.
MY OWN PRIVATE ALASKA waren schon mit ihrem Debüt ein Nischenprodukt, mit der Full Length schlagen sie in exakt die gleiche Kerbe. Die Wirkung ist durch diese Wiederholungstat allerdings nicht dieselbe. Was beim ersten Mal sehr gut funktioniert hat, wirkt jetzt wie ein lauwarmer Aufguss, die Songs selbst sind austauschbar, die Ideen wiederholen sich, und somit schreit das Album verzweifelt um Hilfe. Das Cover zieren übrigens verwitterte Klaviertasten… Ob man damit sagen will, dass hier der Lack ab und das Neue von ist? Wem das nicht genug Zeichen sind: passenderweise präsentiert sich die Band auf dem beigestellten Promotionfoto durch gegenseitiges Handauflegen wie die drei Affen (nichts hören, nichts sehen, nichts sagen). Wahrscheinlich hören und sehen sie nicht, dass sie sich musikalisch ganz klar in eine Sackgasse bewegt haben, und bislang hat ihnen noch niemand verraten, dass diese Sackgasse nicht zwangsläufig eine Einbahnstraße sein muss, an deren Ende man den Karren nur noch gegen die Wand fahren kann…