No Te Va Gustar – El camino mas largo

Diego Forlan hat mehr oder weniger im Alleingang Atletico Madrid zum diesjährigen Gewinn der Europa-Liga geführt und den großen HSV gerächt. Im Anschluss wurde ihm von Reportern die obligatorische Frage gestellt, ob denn noch gefeiert werde, worauf Forlan nur mit „no se“ antworten konnte. Hallooo? Reeperbahn? Doch egal wo, sicherlich wird der blonde Engel aus Montevideo den einen oder anderen Musikwunsch äußern dürfen. Und was läge da näher, als wenn er mit NO TE VA GUSTAR sich einen Beitrag aus der Heimat Uruguay wünschen dürfte.

Am 21.05.2010 erscheint nun auch das neue Album der Urus – wie der weltoffene Fußballreporter gerne sagt – via Übersee Records in Europa, und wieder einmal verhält es sich mit dem neuen Release wie mit den vorherigen des Labels aus Hannover (Super 96 Olé): Während die lateinamerikanischen Bands auf dem alten Kontinent mehr oder weniger unbekannt sind bzw. erst Jahr für Jahr ihre Popularität steigern, sind sie in Südamerika unlängst Helden, die x-fach mit Platin ausgezeichnet wurden und auf beiden Seiten des Rio de la Plata in Montevideo und Buenos Aires ganze Stadien füllen…und das nicht im Vorprogramm der Boca Juniors oder River Plate, Penarol und Nacional, sondern als Headliner vor FAITH NO MORE, MAXIMO PARK und den dort durchaus geschätzten TOTEN HOSEN.

Aufgenommen im eigenen Studio verschmelzt das fünfte Album der Uruguayer in 14 Songs unterschiedliche südamerikanischer Stile – von Tango in „Como si estuviera“ über Ska in „Esta Plaga“ bis zu Reggae in „El Mismo Canal“ und rundet diesen Stilmix mit einer Priese Rock ab. Ab und an wird die Tanzstunde durch träumnde ruhigere Nummern wie „Tu Nombre“ unterbrochen, nur um danach zum Mitsingen der Hymne „Niño“ aufzufordern. Vollkommen egal, ob man als Mitteleuropäer den Text versteht, bei „Entre dos tierras“ in der Disco funktioniert das auch immer irgendwie. Und genau an diesen Ort, auf die Tanzfläche gehört die Musik von NO TE VA GUSTAR auch, sofern man die Bande aus Montevideo nicht gerade live betrachtet.

Für mich persönlich ist die Beschäftigung mit Beiträgen aus dem Bereich des Mestizo-Rock immer noch etwas Neues, doch ich beginne langsam zu verstehen, dass nicht alle Bands dieses Genres automatisch fröhlich-lustige, ja fast folkloristisch anmutende Tanzmusik machen und damit ein Klischee erfüllen, wie es manch eine irische Combo betreibt oder solche, die es gerne wären. NO TE VA GUSTAR dürften letztendlich in Europa auf empfangsbereite Ohren treffen, welche die Musik verstehen können, ohne sie im Exotischen zu verorten.

Und auch, wenn es manchen nicht gefällt, so die Übersetzung des Bandnamens ins Deutsche, vielleicht kann Diego Forlan seine Camaradas mitreißen und der zweimalige Weltmeister – das vergisst man gerne mal – spielt eine erfolgreiche WM, auch wenn es ein schwerer Weg werden wird.

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