In der Leichtathletik muss man bekanntlich rennen, schmeißen und hüpfen – und das schneller, weiter und höher als die Konkurrenz. Erst dann gehört man zu den Stars. Wer jetzt von STARS OF TRACK AND FIELD metaphorisch ebensolche Musik erwartet, der irrt, denn mit ihrem Indie-Pop betreiben sie eher Bodenturnen – was allerdings der Güte ihrer Musik nichts anhaben kann.
Es ist bei mir öfter zu beobachten, dass ich auf der gierigen Suche nach musikalischer Suchtbefriedigung schnell zu etwas Neuem greife, so auch geschehen bei SOTAF. Info-Mail erhalten, bei Myspace kurz reingehört, Promo angefordert, kurze Zeit später liegt das Material vor und der in diesem Moment sedierte Junkie weiß nicht mehr, was er sich einst bei seinen Entzugserscheinungen dabei gedacht hatte. Denn anstelle des schnellen Kicks bekommt er nun eine Kost vorgesetzt, die seine ganze Aufmerksamkeit erfordert, weil sie nicht seinem Alltag entspricht.
Das Trio bestehend aus Kevin Calaba, Jason Bell und Daniel Orvik präsentiert sich nach „You came here for sunset last year“ (2005) und „Centuries before love and war“ (2006) zum dritten Mal auf Tonträger und hat sich Zeit seines Bestehens durch zahlreiches Touren mit Bands wie etwa SMASHING PUMPKINS oder THE LONELY ASTRONAUT die Wertschätzung von Fans und Kritikern gleichermaßen erspielt. Egal ob in einem kleinen Club oder ob auf großen Bühnen, die ursprünglich aus Portland in Oregon stammenden und nach einem Song der schottischen Indie-Größe BELLE AND SEBASTIAN heißenden SOTAF haben sich für „A time for lions“ vielschichtig und jedes Mitglied individuell inspirieren lassen. Insofern ist das Gesamtprodukt weit von einem einheitlichen Konzept entfernt, sondern bietet mit seinen elf Stücken das Resultat aus lyrischen, tonalen und musikalischen Kämpfen der drei Bandmitglieder untereinander, sodass – ohne dass jemand zu Schaden gekommen wäre – ein reifes und gut arrangiertes Indie-Album entstanden ist, auf dem rockige Stücke wie die Videosingle „Racing Lights“ und „In bright fire“ neben träumerischen Nummern wie „Safety in numbers“ zu finden sind.
Das farbenfrohe Cover irritiert, denn der beste Ort- und Zeitpunkt, um „A time for lions“ zu genießen, ist eine nächtliche Autofahrt über unbeleuchtete Landstraßen, bei der die traute Einsamkeit, die Vereinigung von Produzent und Rezipient nur dadurch unterbrochen wird, dass der hin und wieder auftauchende Gegenverkehr den Fahrer darin erinnert, dass er in seinen Träumen nicht allein auf der Welt ist. Das Drittwerk von SOTAF ist daher nicht unbedingt ein Album für den Alltag, sondern für gewisse Zeiten…nennen wir sie Löwenzeiten.