Nach nur wenigen Momenten, die die Scheibe bei mir im Player lief, wusste ich, was zur richtigen Stimmung noch fehlte. Leider besitze ich keine Spandex-Hosen, die VoKuHiLa-Haircrime-Metal-Frisur ist mir nicht gegeben, und auch eine verspiegelte Porno-Sonnenbrille habe ich keine! Aber bei Gott, genau das hätte ich in dem Moment gerne alles gehabt, um mich mit einem Ghettoblaster, Dosenbier (achja, dieses Tabu hätte ich dann auch brechen müssen, egal) und obigem Outfit irgendwo an eine Bushaltestelle zu begeben und die Welt davon zu überzeugen, dass FROM CONSTANT VISIONS ein Kind entstanden aus einer Liaison zwischen Jimmy Eat World und Skid Row sind.
‚Feast with the beast’, das Full Length Debut der sympathischen Münchener Kapelle, strahlt an allen Ecken und Enden Glamrock und Haircrime aus, bleibt dabei aber ebenfalls rotzig und energiegeladen. Dabei war gerade die Entstehungsphase des Albums alles andere als strahlend: direkt vor den Aufnahmen teilte der damalige Gitarrist Andy der Band seinen Wechsel zu Emil Bulls mit, dann kam auch noch ein familiärer Schicksalsschlag des Drummers dazu… Alles nicht gerade die optimalen Vorraussetzungen, um voll konzentriert an die Sache heranzugehen. Doch FROM CONSTANT VISIONS haben sich durchgebissen und damit bewiesen, dass sie durchaus Kämpfernaturen sind. Das Ergebnis spricht im übrigen für sich.
Produziert von Klaus Scheuermann (Grantig, Emil Bulls), schallt aus den Boxen ein in sich runder, satter Sound, der vor allem Rockpotential hat. Merkt man bei manch anderen Scheiben, wo Musiker oder Produzent die Stärken des Albums sehen (sei es in gewaltig drückenden Gitarren oder überlautem Gesang), bleibt dies hier eher ein kleines Geheimnis. Sämtliche Instrumente (sogar der Bass) und Gesang stehen gleichberechtigt nebeneinander. Insgesamt macht das einen wirklich schicken Klang aus, bewirkt aber auch, dass manche verzierenden Gitarrenlicks fast vollständig in den Akkordbegleitungen unterzugehen drohen. Das ist aber insgesamt nicht sonderlich schlimm, denn zum einen sind sie dennoch hörbar, zum anderen ist es nur selten der Fall, dass die begleitende Gitarre nicht auch irgendwelche Schnörkel zu spielen hat.
Gesanglich spielt sich die meiste Zeit alles in vollkehligem Cleanbereich ab, insgesamt eher in „Papa Roach“-Tonhöhen anstatt beispielsweise A Skylit Drive, ganz, ganz selten (und auch eher als Effekt denn als Gesangsvariation zu verstehen) gibt es Crewshouts und tiefe Growls.
Wer den Videoclip zu „The devil knows your name“ noch nicht gesehen hat, sollte dies schleunigst nachholen, denn mit diesem Song lässt sich gut zusammenfassen, worum es auf ‚Feast with the beast’ geht. Wem das dann insgesamt zusagt, kann sich auch auf den Rest der Scheibe freuen, denn das haut alles in eine ähnliche Kerbe! Die perfekte Wahl ist es natürlich, sich das Video zur Einstimmung anzuschauen, und die CD dann auf einem Konzert zu kaufen, denn live sind die Jungs ein Knaller!