Auxes – Ichkannnichtmehr

Glaubt man der VOX-Serie „Deutschland, die Auswanderer“, haben viele Leute nichts Besseres zu tun, als Mitteleuropa zu verlassen – mitunter aus Haare sträubenden Gründen. Gerne wird die USA einmal mehr zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten erkoren. Daher ist es umso erstaunlicher, dass Dave Laney den umgekehrten Weg geht und sich in Norddeutschlands Metropole Hamburg niederlässt.

Nach CHALLENGER aus Chicago und MILEMAKER aus North Carolina gründete Laney AUXES, ursprünglich nur als Soloprojekt gedacht, und veröffentlichte 2008 via Lovitt Records das Debüt „Sunshine“, eine Ansammlung von emotionalen und manchmal auch etwas schiefen Indie-Rock-Stücken, denen allerdings bei aller Liebe nach dem Probehören auf punknews.org doch ein wenig der Drive fehlte. Dass Laney entgegen dem Albumtitel durchaus noch kann, zeigt er auf dem Zweitwerk, das wahrhaftig ein dreckiges Punk-Monster geworden ist.

Schon der Opener „Chronical Chaos“ ist ein knapp zweiminütiger Schlag ins Gesicht, der neben Laneys melodischem Leadgeschrei mit derben Gang-Vocals Marke SICK OF IT ALL aufwarten kann. Beim anschließenden „Bad Luck, Motherfucker!“ schauen THE NEW BOMB TURKS um die Ecke und auch bei den folgenden Tracks lässt sich feststellen, dass Dave Laney Platten von AT THE DRIVE-IN, THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY, ADOLESCENTS und THE JOYKILLER im Regal stehen hat.

Mit seiner rund halben Stunde Spielzeit ist „Ichkannnichtmehr“ ein intensives und auf den Punkt gebrachtes Stück alternativer Kleinkunst, das live von der immer wieder wechselnden Besetzung neben Mastermind Laney leben dürfte. Dabei wird die Intensität des Songmaterials sicherlich noch durch den Faktor der Unberechenbarkeit potenziert. Dem geneigten Hörer sei empfohlen, den CD-Player gleich auf „Repeat“ zu stellen, wohingegen die Vinyl-Geschmacksmenschen doch allzu schnell das schöne weiße Scheibchen mit seinen schwarzen Farbspritzern umdrehen müssen. Kurzweile garantiert.

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