Thieves And Villains – South America

Es gab mal eine Zeit, da konnte man blind bei Victory Records zugreifen und wusste ganz genau, was man musikalisch erwarten durfte. So eine Zeit gab es übrigens auch mal bei Roadrunner Records. Für beide Labels gilt: diese Zeiten scheinen vorbei zu sein, denn wenn man sich das hier vorliegende Beispiel von THIEVES AND VILLAINS mit ihrer CD ‚South America’ anhört, fragt man sich unter Umständen zu Recht, was die wohl auf einem ansonsten im durchschnitt deutlich härteren Label zu suchen haben…

Nunja, vielleicht wurde es einfach nur Zeit, dass auch 1997 Labelkollegen bekommen, die zu ihnen passen. THIEVES AND VILLAINS sind ähnlich weichgespült, massenkompatibel, ungefährlich, und werden wahrscheinlich von der Indie-Presse auch sofort unter Artenschutz gestellt. Vergleiche mit Weezer und Vampire Weekend werden genannt, die stimmig sind, aber nicht darüber hinwegtäuschen können, dass hier insgesamt ein paar eigenständige Ideen fehlen.

Nicht falsch verstehen: THIEVES AND VILLAINS machen nette Songs, die mich stellenweise auch ein wenig an The Lemonheads erinnert: gefällig, unaufdringlich, bodenständig, genauso klingen die Herren wahrscheinlich auch im Proberaum oder live. Hier wurde nicht getrickst oder geschummelt, alles eins zu eins. Dieses Gefühl bestärken sie auch damit, dass sie noch auf Analogbändern aufgenommen haben, was heutzutage schon lange nicht mehr Gang und Gebe ist. Nichtsdestotrotz bin ich mir recht sicher, dass Victory Records der falsche Partner ist, um mit solch einer Musik groß durchzustarten.

Charakteristisch ist der Wechsel zwischen unverzerrten Gitarren in den meisten Strophen und leicht angekratzten in den Refrains, die dann offen und mit roher Kraft nach vorne drücken, dazu ein solides, wenig experimentierfreudiges Drumming, und natürlich Colledgerock-Cleangesang. Diese Musik könnte typischer Weise als Filmmusik zu einem nächsten American Pie verwendet werden, und auch für einen solchen Film dürfte gelten: der macht nichts kaputt, man geht aber auch nicht kaputt daran, wenn man ihn nicht gesehen hat…

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