M’era Luna Festival 2010

Bereits am Freitag, als die Tore des alljährlichen Festivals der schwarzen Szene für die Camper geöffnet wurden, musste auffällig hart um Zeltplätze gekämpft werden. Im Nachhinein konnte ein Besucherrekord von 24000 Gästen verbucht werden! Bei so vielen feierfreudigen Schwarzgewandeten, lies sich die Sonne ihren Auftritt auch nicht nehmen. Das perfekte Festivalwetter war somit gesichert. Nur der harte Kern wurde in der Nacht zum Montag noch mal abschließend mit einem kräftigen Schauer überrascht.
Das Mera Luna bot seinen Fans dieses Jahr wieder 40 Bands, aufgeteilt auf zwei Bühnen. Von mittelalterlichen Spielleuten, über Gothicrock und Metal, bis hin zu EMB und Oldschool waren alle Genres vertreten. Die beliebten Autogrammstunden durften natürlich auch nicht fehlen. Das mittelalterliche Dorf, vor dem eigentlichen Haupteingang, bot ein buntes Treiben aus handwerklichen Künsten, Unterhaltung und Gaumenschmaus. Fand man an diesem Wochenende zwischen all den BECKs Ständen und der Einkaufsmeile einen Partner, der mutig genug war, konnte man sich sogar beim angereisten Pfaffen für einen Tag trauen lassen.
Neben der Musik ist das Mera Luna ja bekannt für das alljährliche Schaulaufen und bietet den ausgefallen gewandeten Gestalten eine Bühne zur Darstellung der Kunst am und um den eigenen Körper. Ob barocke Kleider aus Samt und Seide, Lack und Latexkostüme, ein Hauch von NICHTS, ein Bärenfell oder ein klassisches Hawaiihemd, der Fantasie waren auch dieses Jahr wieder keine Grenzen gesetzt. Als spezielles Bonbon wurde den Liebhabern ausgefallener Kleidung auch diese Jahr wieder eine Modenschau der besonderen Art geboten. Designer der Labels Lucardis Feist, Cyberesque, Bibian Blue und AMF Korsets stellten ihre Kreationen mit teilweise bizarren Bühnenauftritten im Disco Hangar vor. Die Kollektion von Louis Fleischauer (AMF Korsets) stach beeindruckend skurril hervor. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Materialien wie Haut, Fleisch, Knochen, Blut und anderen organischen Dingen und hat seine Wurzeln in der Bodymodification. Bei dem Anblick seiner Models musste man unweigerlich an den Horrorschocker SAW denken. Übrigens, locker die Hälfte des Publikums waren Männer 
Nun zur Hauptsache des Festivals, die MUSIK!!! Wie schon gesagt gab es wieder zwei Bühnen, Main Stage und die Hangar Stage. Dieses Jahr wurde zum ersten Mal der Eingang vom Ausgang im Hangar getrennt, was die Sache merklich vereinfachte.
Samstag eröffnete UNZUCHT das Festival. Sie hatten zuvor den Newcomer Bandwettbewerb gewonnen und machten auf der Bühne einen professionellen und sympathischen Eindruck. In Zukunft wird man von UNZUCHT sicher noch Einiges zu hören bekommen. Eine hervorstechende Band am Samstag war ELUVEITIE im Hangar. Glücklicherweise war dieser nicht überfüllt, sodass man entspannt den Schweizern, die kürzlich den Metal Hammer Award gewonnen hatten, bei ihren keltischen, Melodic Death Metal Klängen lauschen konnte. Überwiegend spielten sie Stücke ihres neuen Albums „Everything remains (as it never was)“, welche klangstark und melodisch den Hangar zum Beben brachten. Chrigel entschuldigte sich bei den Mädels in der Mitte des Publikums und rief danach zur Wall of Death und zum Circle Pit auf. Am Ende gaben die Musiker von SAMSAS TRAUM noch ein Stelldichein und zusammen wurde das große Finale eingeläutet. Nach dem Ende der Show wurden die Besucher mit den weichen Klängen des Intros von Everything remains zum Ausgang begleitet. Derweil gab sich der Graf von UNHEILIG die Ehre auf der Mainstage. Hier wurde den Fans wie gewohnt ein großartiges Konzert geboten. Der Graf war passend zu seinem neuen Album „Große Freiheit“ mit dem Schiff angereist, auf dem er fahnenschwenkend seinen Auftritt beendete. Zwischenzeitlich wirkte seine Bühnenshow allerdings ein bisschen zu theatralisch und einige Fans machten einen leicht genervten Eindruck, was wohl daher rührte, dass der Graf in der Vergangenheit in allen möglichen Unterhaltungsmedien hoch und runter gespielt wurde und man ihn sich vielleicht ein wenig über gehört hatte. Nichts desto trotz, seine Auftritt war sehenswert!
Als Headliner konnten sich die SISTERS OF MERCY mal wieder einen Platz ergattern. Der Sound war gut, jedoch von einer Bühnenshow keine Spur. Die Jungs waren mal wieder unter buntem Nebel versteckt, der sich hartnäckig auf der Bühne hielt. Sehr schade…
Am Sonntag brachte ZERAPHINE die Fans zum Jubeln. Die angenehme Stimme des Sängers verzauberte das Publikum. Ob Balladen oder tanzbare Stücke, dieser Band gelingt fast alles. Übrigens, wer es noch nicht wusste, der Name kommt aus dem Hebräischen und bedeutet abgeleitet himmlisches Wesen mit sechs Flügeln. Das erklärt doch wohl Einiges!
SALTATIO MORTIS und IN EXTREMO waren Sonntag die Vertreter des Mittelalterrocks. Im wahrsten Sinne des Wortes haben sie gerockt was das Zeug hält, brachten die Fans zum Jubeln und heizten ihnen mit einer Feuershow kräftig ein! Bei IN EXTREMO konnte ich mir die Show vom Tower aus ansehen und somit mal ein ganz anderes Bild der feiernden Menge vor der Bühne bekommen.
Zum Abschluss des diesjährigen Mera Lunas spielten PLACEBO auf der Hauptbühne und COMBICHRIST im Hangar. Der Hangar sowie der Platz der Hauptbühne war rappelvoll, schon vor dem letzten Act war im Hangar zeitweise Einlassstop. Sollten die Besucherzahlen weiter in die Höhe schießen, müssten die Organisatoren sich sicher mal Gedanken über eine dritte Bühne machen.
Das Einzige was wirklich negativ aufgestoßen ist, waren dieses Jahr die vermehrten Taschen- und Zeltdiebstähle. Jahrelang war das gar kein Thema, nun wird gemunkelt, dass organisierte Kleingruppen erst in Wacken waren und dann zum Mera Luna kamen um große Beute zu machen. Sehr, sehr traurig …
Mein Festival-Fazit:
Wieder einmal ein gelungenes MERA LUNA mit vielen tollen Extras, guter Musik und jeder Menge Spaß!
Mera Luna 2011, WIR KOMMEN!!!
Karten gibt’s übrigens schon wieder im Vorverkauf!

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