Nordlicht – Lautbuntleise

Man kommt nicht drum herum, der neuen Neue Deutsche Welle – wenn man diesen Begriff überhaupt verwenden mag – einen norddeutschen Duktus zu attestieren: MADSEN, TURBOSTAAT, KETTCAR, TOMTE und den restlichen Dunstkreises des Grand Hotels van Cleef. Das Trio NORDLICHT passt demzufolge vom Namen her hier rein, auch wenn man derzeit in München heimisch ist. Schließlich ist Frontman Larson ein echtes Bremer Fischbrötchen im Exil unter Weißwürsten. Und das hört man.

„Nordlicht schreiben große Songs, echt und ungeschminkt. Mit der Gabe zum Ohrwurm, mit dem Mut zur Narbe. Mit kraftvollen Bildern, Wortwitz, Romantik und lyrischem Flow – zwischen emotionaler Nacktheit und clever beobachteter Sozialkritik. Die Konzerte der Band sind Erlebnisse, bei denen Sänger Larson Anekdoten vorträgt, Schnaps mit dem Publikum trinkt oder aus der Bild-Zeitung und Frauenmagazinen zitiert. Nordlicht selbst nennen diese einmalige Mischung aus großen Songs und cleverer Unterhaltung ‚Kosmo‘.“

Ach Gottchen, was haut der Promo-Text mal wieder deftig auf die sprichwörtliche Kacke. Es gibt ja Schreiberlinge, die kopieren so etwas einfach – und dann gilt das in der öffentlichen Wahrnehmung als ernst zu nehmende Rezension…natürlich zur Freude der Band, die den Quatsch selbst geschrieben hat.

Ganz so hart muss man jedoch mit NORDLICHT nicht ins Gericht geben, denn sie haben durchaus das Potential, entdeckt zu werden. In ihrem Programm sind ebenso kleine Indie-Rock-Perlen wie die Video-Single „Grüne Dosen“ zu finden wie verträumte Nummern Marke „Juni“ und „Flugzeuge“ oder Tanzmusik inklusive Off-Beat und Bläser wie in „Krisenkinder“ oder „Pöbel und Diebe“.

Lyrisch beherrschen die Nordlichter die Bandbreite von persönlichen Momenten bis hin zur Gesellschaftsschelte, sind jedoch bezüglich des Niveaus eher in die Nähe MADSENs einzuordnen als bei den beiden Klassenbesten TOMTE und KETTCAR, ohne solche Belanglosigkeiten wie SILBERMOND zu verzapfen.

NORDLICHT schreiben keine großen Songs, jedoch wirken sie auf ihre Art und Weise echt und ungeschminkt. Manche Stücke haben Ohrwurmcharakter, die aber bei Weitem keine Narben hinterlassen. NORDLICHT sind charmant und bieten live sicherlich die angepriesene Unterhaltung. Ob das jedoch wie gewünscht für die Olympiahalle reicht, darf arg bezweifelt werden. Dazu sind sie nicht laut genug. Aber ein kleines Club-Konzert hat ja auch seinen Reiz. Letztendlich sympathisches Release.

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