ANATHEMA zählte zu den Bands, die ich bislang irgendwie nie live zu Gesicht bekommen habe, aber schon immer mal unbedingt live gesehen haben wollte… Bereits auf dem Summer Breeze Festival 2010 hatte ich das Vergnügen, mir die Herren anzuschauen und vor allem anzuhören, und die Begeisterung war so groß, dass sofort geschaut wurde, wann die Band denn nun in Deutschland unterwegs sein würde. Und wie es der Zufall so wollte, hat es sich dann ergeben, dass ich sowohl am 09.10. das Konzert in Bochum besuchen konnte, als auch drei Tage später in Osnabrück vorbeizuschauen.
Wer die letzten Scheiben, allen voran das aktuelle Werk „We´re here because we´re here“ gehört hat, der weiß, dass man bei einem ANATHEMA-Konzert keine Death-Gothicmetal-Show mehr erwarten darf, sondern eher progressiv angehauchten Ambiente-Rock. Entsprechend passend sah auch das Vorprogramm aus: den Abend eröffnete PETTER CARLSEN, der schon in Bochum dermaßen gut als Singer/Songwriter gefiel, dass ich mir dort bereits seine CD gekauft hatte. Mal alleine mit Gitarre in der Hand, dann unterstützt durch ANNEKE VAN GIERSBERGEN (die später als zweiter Voract noch spielen sollte), und zu guter letzt sogar zu dritt mit Vince Cavanagh an Gitarre und Gesang… Osnabrück, ihr habt etwas verpasst, denn in Bochum hatte sich hier auch noch Danny dazugesellt, der diesen Abend aber leider unpässlich war und daher erst kurz vor seinem Auftritt aus dem Hotel in die Lagerhalle kam. Schade, aber alles in allem nicht tragisch. Nach einer guten halben Stunde war PETTER CARLSEN fertig, überließ ANNEKE VAN GIERSBERGEN die Bühne, die genau da weiter machte, wo er aufgehört hatte: akustische Gitarre, hübsche Songs mit netten Melodien. Die ehemalige ‚The Gathering’-Frontfrau weiß genau, was sie mit ihrer Stimme machen kann, und was sie lieber sein lässt, von daher war auch ihr Auftritt gelungen. Wie sie dem Publikum voller Wehmut mitteilte, war dies ihr letzter Auftritt auf der Tour. Freundschaftlich mit Unterstützung von PETTER CARLSEN und Vince Cavanagh ging ihr Gig zu Ende…
Nach einer enorm kurzen Umbaupause (schließlich war eigentlich auch schon alles fertig an Ort und Stelle positioniert, da die beiden Akteure davor nicht viel Platz oder Bühnenaufbau benötigten) fingen dann ANATHEMA einen Songmarathon an, der sich gewaschen hat. Insgesamt gab es 22 Songs fürs Publikum, zum Leidwesen von manchem, der den alten Zeiten nachtrauern mochte, allerdings keine aus „Serenades“- oder „The Silent Enigma“-Zeiten.
Ebenfalls ungewöhnlich (und in Anbetracht der Bochum-Show wohl auch nicht vollständig so geplant) war die Tatsache, dass sich Vince nach einem Streit mit einem Zuschauer, der auch nach Bitten und Ermahnung nicht aufhören wollte, direkt vor der Bühne zu rauchen, als „Bestrafung“ für denjenigen etwas einfallen ließ. Sinngemäß lautete seine Ansage: „Du scheinst vom bisherigen Programm etwas aggressiv geworden zu sein. Dann spielen wir jetzt lieber ein paar ruhigere Songs. Wie wärs mit dem kompletten Album „We´re here because we´re here“? Okay!“
Gesagt, getan. Dies drückte allerdings insgesamt ein wenig auf die Stimmung, denn so schön das Album auch sein mag: wirklich live-tauglich ist das nicht unbedingt alles, und man hätte sich etwas mehr Abwechslung gewünscht. Wer auch immer für den Ärger gesorgt hat: „Danke, du Arsch!“. Als Entschädigung gab es nach etwa 2 Stunden Programm noch die Zugaben ‚A natural disaster’, ‚Flying’ sowie ‚Fragile dreams’, danach verschwand die Band zum Meet and Greet an den Merchandise-Stand, um zu beweisen, dass sie gar nicht so böse seien, wie sie sich zwischenzeitlich auf der Bühne gegeben hatten (man hatte wirklich das Gefühl, Vince hätte dem guten Mann gerne die Visage faustmassiert).
Insgesamt ein wirklich gelungenes Konzert, dass ohne Publikums-Zwischenfälle noch viel schöner hätte werden können (wie Bochum gezeigt hatte), dennoch aber alles in allem noch mindestens gut!