Wenn man jemanden sagen hört, er bräuchte neues Gras, denkt man wohl, ein Drogendealer kontaktiere seine ihm übergeordnete Instanz. Doch weit gefehlt, als Newgrass betiteln neun Punkrocker aus dem San Fernando Valley bei L.A. ihre Huldigung an die amerikanische Folk-Tradition, den Bluegrass.
Ihre Gitarren sind blau, rot und weiß. Sei haben sogar Frauen in ihre Musikbande aufgenommen und diese sogar geheiratet. Waschzuber-Bass und Geigen? Klar! Was zum Teufel reitet die Leute bei Fat Wreck, diesen Kram zu veröffentlichen? Ach Quatsch, die selbst sitzen oben fest im Sattel und haben alles unter Kontrolle, denn OLDS MAN MARKLEY besetzen auf sympathische Weise eine Nische im Fat-Katalog, die sie sich über die Labelgrenze hinaus nur mit wenigen weiteren Bands teilen müssen.
Unweigerlich fallen einem da FLOGGING MOLLY ein, THE REAL MCKENZIES oder DROPKICK MURPHYS. Was OLD MAN MARKLEY allerdings von allen unterscheidet, ist, dass sie keine Punk-Band mit einem Folk-Anstrich sind und keinen artifiziellen Ethno-Rock fabrizieren, denn im Gegensatz zu den anderen ist ihre moderne Adaption von Country, Folk und Bluegrass ein Original. Damit ist man schon näher am Werk der Engländer von THE LEVELLERS. Egal ob in schnelleren Stücken wie „For better for worse“ oder „Struggling“, die das Album einrahmen, oder in dezenten, zurückgenommenen Nummern wie „Songs Songs“ oder dem Titelstück, das Ganze lässt aufgrund seiner Instrumentierung und seinem Klang nicht den Verdacht aufkommen, OLD MAN MARLEY würden auf einem Punk-Label veröffentlichen und mit NOFX auf Tour gehen! Tun sie aber!
OLD MAN MARKLEY sind eine kurzweilige Überraschung. Inwiefern sie eine länger musikalische Halbwertzeit aufweisen können, wird die Zukunft zeigen. Bis dahin verkaufe ich die Band meinem Vater als DIIIEEEE neue Country-Sensation aus den USA. Mal gucken, ob er es mir abkauft.