Es ist unlängst eine nicht mehr zu überhörende Tendenz in der amerikanischen Rockmusik auszumachen, sich auf traditionelle Musikelemente zu beziehen. Wie selbstverständlich ist es geworden, BRUCE SPRINGSTEEN zu huldigen – hier seien nur THE GASLIGHT ANTHEM, AGAINST ME! oder THE BLACKLIST ROYALS erwähnt. Weiterhin veröffentlichen gestandene Punkrocker auf einmal Soloscheiben, auf denen sie mit der Akustikgitarre in der Hand Country-Songs zum Besten geben, etwa Greg Graffin, Frank Turner oder Chuck Ragan und Chris Wollard. Und obwohl Mitglieder von WHISKEY & CO. auch eine Vergangenheit und Gegenwart in Punk- und Hardcore-Bands vorweisen können, ist ihr hier vorliegendes Produkt kein musikalischer Zwitter, sondern ein waschechtes Country-Album.
Das klassisch instrumentierte Quintett um Sängerin Kim Helm presst mit Hilfe von zwei Gastmusikern an Banjo und Geige elf Songs auf Plastik und Vinyl. „Rusty Colors“ weckt hierbei Träume, aber auch klischeehafte Vorstellungen. Man sieht sich förmlich im Holzfällerhemd in einer schummerigen Bar am Tresen sitzen und Bier trinken, während nebenan Billard gespielt wird und die Musik von WHISKEY & Co. aus der Jukebox einige der Anwesenden zum Tanzen animiert – mal ungezwungener wie bei schnelleren Stücken, z.B. „Road To Nowhere“ oder „Top Poppin´“, mal mit dem Partner eng umschlungen bei ruhigeren Nummern wie dem Titelstück oder dem Duett „Long way down“.
WHISKEY & COs „Rust Colors“ ist für Metalheads, Punk- und Hardcore-Kids und manch anderen alternativen Rockfan nicht unbedingt das, worauf sie gewartet haben. Allerdings stellt das Album eine gekonnte Abwechslung dar, sofern man sich auf Country einlassen kann. Und das hierzu Menschen mit der Vorliebe für härtere Musik fähig sind, zeigen die unzähligen Fans der beiden HWM-Frontmänner Chuck Ragen und Chris Wollard. Und so ist das zweite Album von WHISKEY & CO., das es natürlich auch auf farbigem Vinyl mit DL-Code zu erstehen gibt, ein Kleinod in jeder Plattensammlung.