Zu ihrem zwanzigjährigen Bestehen haben sich MY DYING BRIDE etwas Besonderes einfallen lassen. Nein, eigentlich ist das nicht richtig, denn die Idee besteht nach eigenen Angaben schon seit langem, bislang gab es nur nie den richtigen Anlass, um diesen Gedanken auch in die Tat umzusetzen. Wie schon immer einmal zwischendurch angedeutet mit Liedern wie „For my fallen angel“, Black gold“ oder „Sear me MCMXCIII“, versuchen sich die Briten in neoklassischen Dark-Wave-Gefilden, und schlagen sich dabei recht gut.
Mit ‚Evinta’ liegt entsprechend ein Release vor, das man nicht unbedingt in die reguläre Releasereihe mit einsortieren sollte, da hier der eigentliche Stil der Band nicht nachverfolgt wird. Stattdessen nimmt man Fragmente, Leitmotive aus älteren Songs, und verpackt diese in ein atmosphärisches Orchestralgewand (zu großen Teilen aus Synthesizern erstellt, was zwar dem Stil der Band treu bleibt, für dieses besondere Release aber auch gerne ein echtes Orchester hätte sein dürfen). Aaron Stainthorpe hat für die Stücke neue Texte geschrieben, die er ruhig und getragen vorspricht. Gesungen oder gegrowlt wird hier von ihm gar nicht.
Dafür wurde aber die französische Opernsängerin Lucie Roche eingeladen, um mehrere Passagen einzusingen.
‚Evinta’ entwickelt über die gesamte Dauer eine beruhigende, fast schon hypnotische Wirkung, einen perfekten Soundtrack für Kerzenlicht und Sommergewitter, nicht aber das Gefühl, ein neues MY DYING BRIDE-Album in den Händen zu halten. Dass die Band zum Jubiläum etwas Einzigartiges herausbringen wollen, kann man sehr gut nachvollziehen, aber wenigstens eine zusätzliche 3-5-Track-EP wäre doch noch eine nette Dreingabe gewesen, um zumindest im Ansatz die Bedürfnisse der Metal-Puristen zu befriedigen.