Victory – Dont talk science

VICTORY, die Hardrockband aus Hannover, nicht das Label aus Chicago. Für unsere Seite doch ein wenig ungewohnt. Und doch kann ich ohne Schuldgefühle zugeben, dass vor rund 20 Jahren vor der Grunge-Explosion Combos wie MÖTLEY CRÜE, GUNS´N´ROSES oder SKID ROW zu meinen Favoriten zählten. Dass mir damals die einheimischen VICTORY irgendwie durch die Lappen gegangen sind, bestätigt einmal mehr das Sprichwort, der Prophet gelte nichts im eigenen Land. Ungeachtet dessen waren VICTORY neben SCORPIONS, HELLOWEEN und ACCEPT eine der erfolgreichsten deutschen Bands im Ausland und besaßen zur Blütezeit Ende der 80er mit Charlie Huhn einen amerikanischen Sänger, ein New Yorker Management (David Krebs auf Empfehlung von Rudolph Schenker) und feierten gerade auf dem US-Markt riesige Erfolge.

Besonderes Aufsehen erregte im prüden Amerika hierbei das Cover des Debüts von 1985: eine nur spärlich bekleidete und auf dem Rücken liegende Frau spreizt ihre Beine und formt ein V, das Victory-Zeichen. Der Trick funktionierte. Im Jahresrhythmus erschienen „Don´t get mad – get even“ und „Hungry Hearts“, 1989 „Culture killed the Native“ mit dem damaligen neuen Sänger Fernando Garcia. Wurde es anschließend auch durch den Wandel in der Musiklandschaft etwas ruhiger um die Hannoveraner mit dem Gitarristen-Duo Tommy Newton und Herman Frank (Ex-ACCEPT), kam es 2003 zur Reunion in Originalbesetzung. Das Album „Instinct“ war das Resultat. Nun, acht Jahre später, wollen VICTORY endgültig Schluss machen und zeigen ihren alten Fans (und vielleicht auch neuen) mit ihrem Abschiedsalbum, stimmlich dargeboten von Jioti Parcharidis, noch einmal, wo der Hammer hängt.

„Don´t talk science“, man könnte auch sagen: Rede Klartext! Dreizehn energiegeladene Hardrock-Songs ballern aus den Boxen, etwa der treibende Opener „Restless“, das groovende „Love Kills Love“ oder das rasante „Go to Hell“. Zwar fehlt die für ein Album eines solchen Genres notwendige Ballade, was aber durch die großartige Coverversion von POINTER SISTERs „I´m so exited“ wieder egalisiert wird. Generell könnte man denken, es wäre 1989, wäre da nicht die unendlich druckvolle moderne Produktion, die die Platte vom Verdacht des Verstaubten befreit. Angesichts eines solchen Energiebündels von einem Album ist es für viele sicher schwer zu akzeptieren, dass „Don´t talk science“ das letzte Lebenszeichen von VICTORY sein soll: es schreit eher nach Comeback! Denn in Zeiten, in denen viele Punkrocker sich ungeniert zu BRUCE SPRINGSTEEN bekennen, ist auch eine Rückkehr zum ehrlichen Hardrock im 21. Jahrhundert durchaus möglich.

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