Opeth – Heritage

OPETH-Scheiben haben immer etwas Großes an sich. Die Erwartungshaltungen sind enorm hoch, nicht zuletzt deswegen, weil bislang alles, was aus den Händen von Mikael Åkerfeld gegangen ist, irgendwie majestätisch war. Nun liegt mit ‚Heritage’ das neueste Studioalbum vor. Mehr oder weniger gänzlich vorbei scheinen die Tage zu sein, an denen man sich mit Ausflügen in Deathmetal-Gefilde ausgetobt hat. Progressiver 70er-Jahre-Rock der Marke Deep Purple steht nun auf dem Programm, düster, bedrohlich, aber nicht minder qualitativ gut. Eine Scheibe, für die man sich Ruhe und Zeit nehmen sollte, und die überhaupt gar nicht nebenbei bei der Autofahrt funktionieren will. Allerdings hat das schon mit den letzten Outputs der Band nicht sonderlich gut geklappt. Hier wird das aber auf die Spitze getrieben.

Hin und her gerissen bin ich! Auf der einen Seite erkenne ich das Genie hinter den Songs, die großartigen technischen Fertigkeiten auf den Instrumenten, das unglaubliche Vorstellungsvermögen, das man besitzen muss, um derartige Songs zu schreiben, denn hier ist wirklich jedes eingesetzte Instrument genau richtig gewählt und sorgt für Abwechslung, wobei die Dynamik der Songs durch regelmäßige Cleanparts und verzerrte Brocken aufgewirbelt wird. Andererseits frage ich mich, wen oder was Åkerfeld mit ‚Heritage’ erreichen will. Einfach nur Musik ist das nicht, hier erfährt man Komposition gepaart mit Emotionen.

Auf Anhieb würde ich schätzen, dass mindestens 60% der Opeth-Fans der ersten Stunde mit ‚Heritage’ überfordert sind und die Band höchstens noch aus nostalgischen Gründen feiern (ähnlich, wie es wohl bei Anathema-Konzerten nur noch wenige Leute gibt, die aufgrund der ersten Veröffentlichungen zu den Konzerten kommen). Wer selbst Musik macht, Musik studiert, oder Musik gerne seziert, der wird an diesem Album vor Verzückung aufschreien, wer aber nur reiner Konsument ist, wird wahrscheinlich regelmäßig vor den Kopf gestoßen, gelangweilt oder einfach nur genervt sein.
‚Heritage’ ist auch kein Album, das danach schreit, auf einer traditionellen Metalbühne präsentiert zu werden. Vielmehr kann ich mir vorstellen, dass Opeth zukünftig nur noch vor bestuhltem Publikum (igitt) spielen sollten.

Auch, wenn ‚Heritage’ keinerlei Deathmetal-Elemente mehr aufweist, so ist die Scheibe trotzdem ganz klar ein OPETH-Album. Wer keine Angst vor der Komplexität hat, der sollte definitiv ein Ohr riskieren, Åkerfeld wird es schon nicht abbeißen, schließlich ist er nicht Tyson!

Schreibe einen Kommentar