Blackup – Ease and delight

„Was passiert eigentlich, wenn Mitglieder einer grandiosen Garage/Surf-Band und einer Noisecore-Legende beschließen, gemeinsam, wie sie es nennen Altherrenrock“zu machen? Wenn diese Leute obendrein aus dem Freundeskreis der HOTSNAKES kommen und Jon Spencer zu ihren Fans zählen? BLACKUP sind die Folge des Zusammenschlusses von Musikern der FIFTY FOOT COMBO sowie den 90er-Jahre-Noisern von THE FEATHER, aus denen auch die geniale Danceband GOOSE hervorging. Schneidende Postpunk-Gitarren und ein Bass wie zu besten ROCKET FROM THE CRYPT-Zeiten treiben dem Gesang den Schweiß auf die Stirn. Absolut catchy, ohne es an Nervosität vermissen zu lassen, die WIPERS lassen grüßen, GANG OF FOUR stehen Pate und Rick „Fork“ Froberg hatte sich direkt angeboten, die Aufnahmen zu Mastern. Mister John Spencer (PUSSY GALORE / BOSS HOG / BLUES EXPLOSION) himself hat die brandheiße Scheibe vorproduziert, an den Reglern saß kein geringerer als NYC-Punkrocklegende Ivan Julian, der Originalgitarrist von Richard Hell and the VOIDOTS. Ergebnis ist eine Postpunkbombe, wie sie dichter und intensiver fast nicht sein kann, Donnerwetter. Schon während ich die Promo höre, sammle ich drei Vorbestellungen von Ladenkunden ein, die fassungslos dem Gewitter gelauscht haben.“

Mensch ey, so lautet der Promotext, den ich hier mal ungeniert von Flight 13 reinkopiert habe, wohl als Zitat gekennzeichnet, bin ja kein Guttenberg, jedoch mit korrigierter Rechtschreibung und Zeichensetzung, wozu ist man Deutschlehrer. Selten konnte ich mit einem Info-Schreiben so wenig anfangen wie hier. Klar, ROCKET FROM THE CRYPT kennt man irgendwie. Und BLACKUP kommen aus Belgien. Soviel habe ich schon recherchiert. Der Name des Labels Screaming Mimi ist eine Homage an den pinken Hubschrauber aus der 80er-Kultserie „Ein Trio mit vier Fäusten“. Leute über 30 merken das sofort. Ansonsten setzt es aber bei mir aus. Liegt aber nicht an der Musik.

Neun Stücke gibt es auf dem Werk. Kratzig. Dreckig. Heiser. Betrunken. Schreie. Aber melodisch. Tanzbar. Fußwippen. Kopfnicken. Schweiß. Ohrenfiepen.
Der Opener „Left to Right“ geht gut nach vorn. Die nur leicht verzerrten Gitarren sägen ganz schön. Der Bass rollt. Ich liebe dieses fast stakkatohafte Rumreiten auf einem Akkord in „Blackwater“. Huch, da ist ganz kurz in „Hit the pavement“ ein Keyboard zu hören. Und dann auch noch der Ansatz eines Solos. Hoppla, „Year Of The Overlord“ könnte doch glatt von den BEATSTEAKS sein. Sie mal einer guck. Und dann ist die Scheibe auf einmal vorbei.

BLACKUP sorgen nicht unbedingt dafür, dass ich Augenblicklich in Ekstase verfalle oder bei mir die Freudentränen kullern, wohl aber hinterlassen sie in Zeiten des Überschusses, in denen ich täglich mit neuer Musik konfrontiert werde, einen sehr sympathischen, weil authentischen Eindruck. Von Altherrenrock kann hier gar keine Rede sein, denn die neun Stücke überzeugen – wenn nicht mit ihrer Originalität – mit ihrer Agilität, die live besonders zur Geltung kommen dürfte, etwa auf der ausstehenden Dezember-Tour mit HOT SNAKES.

Neben der CD gibt es eine 180gr-Vinyl-Version, der eine CD beiliegt. Laut Flight 13 ist die limitierte weiße Auflage allerdings schon ausverkauft, sodass lediglich das schwarze Gold bleibt. Dennoch anschaffungswürdig.

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