Drei Anläufe in vier Jahren hat es gedauert, bis CRAZY ARMs Debüt „Road to Ruin“ im Frühling des letzten Jahres das Licht der Welt erblickte und von Kritikern wie Fans gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde. Mit ihrer Mixtur aus Punk, Folk und Rock gepaart mit energiegeladenen Live-Auftritten überzeugten sie unter anderem auch Vorzeige-Barde Frank Turner, der sie mit auf Tour nahm und so mit an der Popularitätsentwicklung arbeite. Gut eineinhalb Jahre später gibt es nun mit „Union City Breath“ früher als erwartet einen Nachschlag, der das bemerkenswerte Erstlingswerk noch einmal toppen kann.
Man kann durchaus sagen, dass innerhalb der Punkszene derzeit solche Bands den Ton angeben, die ihre Wurzeln nicht im kalifornischen Melodycore der 90er haben, sondern sich eher über klassischen Folk, Blues und Rock definieren. Epizentren sind hier eher der Mittlere Westen der USA oder aber Florida mit der Hauptstadt Gainesville als L.A. oder San Francisco. Doch auch jenseits des Atlantiks wird wieder aufgerüstet: so wenig britisch sie auch klingen – CRAZY ARM kommen aus Plymouth und sind bei Weitem nicht die einzigen Vertreter ihrer Szene. BANGERS, THE ARTERIES, GREAT CYNICS oder auch SISTER KISSER sind ähnliche Kandidaten.
Doch was CRAZY ARM so besonders macht, ist ihr Wunsch nach Größe. Und so wurde das klassische Quartett-Line-up um Sängerin und Keyboarder bzw. Geiger zum Sextett erweitert, was zwar den Platz im Tourbus verkleinert, die Bandbreite der Songs jedoch immens vergrößert. So verwundert es nicht, dass der kreative Output zu einem Album führt, dass mit einer Spielzeit von über 50 Minuten daherkommt, keine Ausfälle zu verbuchen hat und darüber hinaus solche Sternstunden wie „Tribes / Animals“ beinhaltet – eine wahre Hymne mit immer wieder wechselnden Parts, die in ihrer Kritik des Tierischen im Menschen zum Schluss mit einem Gospel-Chor aufwarten kann. Ein weiteres Leuchtfeuer ist das Cover des antifaschistischen „Song Of Choice“ von Peggy Seeger (ihr Halbbruder ist der berühmte Pete Seeger), welches in der vorliegenden Interpretation auch eine tiefe Verbeugung vor den LEVELLERS sein dürfte. Mit ihren Landsleuten aus Bristol teilen CRAZY ARM sowohl ihr soziales Engagement als auch ihr gesellschaftskritisches Programm, in dem die Band immer wieder ihren Atheismus, Vegetarismus bzw. Veganismus und Internationalismus betont – auch wenn dies letztendlich keine Aussagequalität über die Musik der Briten bereithält.
Ihre Qualitäten werden CRAZY ARM auf der Tour im November mit AGAINST ME! unter Beweis stellen, worauf ich mich schon sehr freue. Endlich mal wieder ein Konzert, bei dem ich nicht ausschließlich der Hauptband entgegenfiebere, sondern eher auf den Support gespannt bin. Daher hier die Aufforderung: Hin mit euch! CD kaufen! Oder besser: LP in buntem Vinyl mit DL-Code kaufen. Top-Release aus dem Hause Gunner Records. Einmal mehr.