Fallout 3 (PC) (PC)

Was tun, wenn draussen schlechtes Wetter ist? Man bleibt drinnen und macht es sich dort gemütlich, klare Sache! Wenn draussen aber richtig lange schlechtes Wetter ist, dann bleibt einem irgendwann nichts anderes übrig, als das Haus zu verlassen. Bei FALLOUT 3 ist auch diese Möglichkeit eigentlich undenkbar, denn „zu Hause“, das ist ein strahlensicherer Bunker, und das schlechte Wetter rührt vom nuklearen Fallout her (womit wir auch gleich nochmals klarstellen wollen, das der Name Programm ist). Nichtsdestotrotz wird die Situation in unserem Bunker so ungemütlich, dass wir uns selbst an die Luft setzen, bevor unser Leben ein jähes Ende findet, alle Risiken zum Trotz.

Ganz so abrupt steigt das Spiel aber nicht mit uns ein! Bei FALLOUT 3 wird viel Liebe zum Detail und Wert auf Atmosphäre gelegt (schon wieder so ein Wortspiel, das eher zufälliger Natur ist). Beginnend mit eurer Geburt wird gleich klar, dass eure Mutter das nicht überleben wird, und so gibt es gleich den ersten Zeitsprung. Ihr findet euch in einem Krabbelstall wieder und lernt die ersten Schritte laufen, sowohl in der Spielerealität, als auch in der Steuerung. Umschauen, Gegenstände aufnehmen, etc. Nächster Stop: die Übergabe eures Pip-Boy 3000, dem Gerät, das als Menüsteuerung, Itemüberblick, Aufgabenliste etc. dient und das als technisches Spielzeug intelligent ins Spielgeschehen integriert wurde. Mit dem Pip-Boy wird euch auch später das Reisen zu vorher bereits besuchten Punkten erleichtert. Das ist nicht nur ungefährlicher, sondern kann auch Unmengen an Zeit sparen: das Areal, in dem ihr euch jederzeit frei bewegen könnt, ist einfach riesig.
Spätestens bei eurer Reifeprüfung wird klar, dass jedwede Entscheidung, die ihr trefft, jede Antwort, die ihr euren Mitmenschen gebt, auch euren Charakter prägen und somit beeinflussen, wie die Menschen auf euch reagieren. Seid ihre eher brutal, direkt und aggressiv, werdet ihr später mit Einschüchterungstaktik definitiv besser fahren als mit Betörungen oder Überredungskünsten. Die Antwort auf die mehr oder weniger verfänglichen Fragen im Eignungstest bestimmen im übrigen eure späteren Fertigkeiten, also solltet ihr hier nach eigener Fasson antworten. Alternativ könnt ihr die Antworten hinterher aber auch korrigieren.

Dann geht es ans eigentliche Spiel: euer Vater hat fluchtartig das Vault verlassen, in dem ihr den nuklearen Winter seit Jahren verbracht habt. Irgendetwas Schreckliches ist passiert (wir wollen nicht zu viel verraten), und eure einzige Chance ist, den Spuren eures Vaters zu folgen und die gesamte Geschichte aufzuklären. Allerdings wisst ihr natürlich nicht, was euch ausserhalb des hermetisch abgeriegelten Bereichs erwartet. Erst auf der Flucht stoßt ihr auf Spuren, die darauf deuten, dass die Aussenwelt gar nicht mehr so drastisch gefährliche Strahlenwerte aufweist, wie euch immer erzählt worden ist.

FALLOUT 3 baut voll und ganz auf Rollenspiel-Flair. Charakterentwicklung, Entscheidungsfreiheit, eine offene Welt, die es zu entdecken gilt, eine grobe Rahmenhandlung, die ihr immer wieder zu Hilfe nehmen könnt, um euch voranzutasten (ihr könnt allerdings auch munter an Nebenquests arbeiten und somit die Zeit und haufenweise Gegner totschlagen). Diese offene Spielwelt ist Segen und Fluch zugleich, denn bei aller Liebe zu den vielen Möglichkeiten, die sich einem bieten und der großen Freiheit als Spieler, so weiß man dann doch ab und an nicht, wie es im Spiel nun genau weiter geht.

Apropos Gegner totschlagen: Wer einen soliden Wert in Nahkampf hat, ist bei FALLOUT 3 grundsätzlich nicht ganz schlecht beraten, denn Munition wächst nicht an den Bäumen. Das Kampfsystem, das auf euch wartet, ist ebenfalls interessant und sollte Beachtung finden: wer auf Echtzeit steht, der spielt die Kämpfe auch in Echtzeit wie in einem Egoshooter aus, ihr habt aber auch bedingt die Möglichkeit, auf ein taktisches Kampfsystem umzuschalten, bei dem ihr gezielt auf einzelne Körperregionen herumhacken könnt. Der Praxistest zeigt, dass es sich wirklich am einfachsten spielt, wenn man beide Systeme miteinander sinnvoll kombiniert.

Grafisch und klanglich lassen die Macher von Bethesda keinerlei Wünsche offen. Die apokalyptischen Aussenareale sehen gespenstisch gut aus, die völlige Vernichtung ist spürbar, und die Weitsicht, die man von Hügeln aus hat, macht sehr viel her. Waffen knallen entsprechend ihrer Größe, lediglich die Sprachausgabe hätte teilweise etwas lauter abgemischt werden können. Zu schnell kann es passieren, dass man versehentlich von jemandem weggeht, der gerade wichtige Informationen weitergibt, und schon verpasst man die Hälfte. Auch die Sprecher selbst wirken ab und an etwas demotiviert, in Anbetracht der Vielfältigkeit, die sich aber auf die gesamte Spiellänge ergibt, ist das ein Punkt, den man ihnen gerne verzeihen möchte.

FALLOUT 3 richtet sich an Freunde von Rollenspielen der Marke „Knights of the Old Republic“, „The Elder Scrolls: Oblivion“ oder früherer Fallout-Teile, man muss sich aber mit dem Endzeit-Szenario anfreunden können. Vorm Spielen also am besten noch mal schnell alle Mad Max-Teile auf DVD besorgt und einen netten Kinonachmittag gemacht, damit man auch in die richtige Stimmung kommt, um den Einstieg zu FALLOUT 3 zu genießen. Für die Langzeitmotivation sorgt das Spiel dann von ganz alleine!

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