No More Heroes 2: Desperate Struggle (Nintendo Wii)

Oh – mein – Gott! Selten habe ich ein so krankes Spiel (im positiven Sinne) gesehen wie NO MORE HEROES 2: DESPERATE STRUGGLE. Der Titel ist weit ab davon, ein perfektes Spiel zu sein, vor allem in technischer Hinsicht. Allerdings versucht es das auch gar nicht, sondern verbindet eine trashige Hauptstory mit Retro-8Bit-Elementen, Sex, Gewalt und überzogenem schwarzem Humor. Irgendwelche Fragen? Das hat Hitpotential!

Ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll. Als Nichtkenner des ersten Teils fällt mir der Einstieg trotzdem nicht schwer. Wir werden direkt in die Action geschmissen, bekommen jedoch Steuerungshinweise im ersten Kampf, die uns einen Blick in die Anleitung ersparen.
Mittels Laserschwert hetzt der Protagonist Travis Touchdown seinem ersten Gegner entgegen, man selbst lernt hierbei den Umgang mit dem leuchtenden Filetierinstrument sowie den Einsatz von Wrestling-Moves, wie man ausweicht, wie man die Batterien seiner Waffe wieder auflädt, etc.. Hat man nun „Skelter Helter“ einen Kopf kürzer gemacht (im wahrsten Sinne des Wortes), teilt dieser uns nun mit seinem letzten Odem mit, dass er uns mit dem Fluch der Rache belegt… Und genau in diesem Moment wird uns zudem noch mitgeteilt, dass wir soeben wieder in die Rangliste der UAA (United Assassins Association) eingestiegen sind, und zwar auf Platz 51. Dabei war dies gar nicht Travis´ Anliegen.
Als aber sein bester Freund Bishop hingerichtet wird, sehen wir rot und wollen unbedingt Rache üben. Wie es der Zufall so will, sitzt der Verantwortliche für diesen Mord auf Platz 1 der Liga! Auf geht’s…

Wie soll man es am wertfreiesten sagen? Die eigentlichen Hauptinhalte des Spiels, in denen ihr euch mit dem Lichtschwert durch gegnerische Massen schneidet, bis ihr dann vor einem von vielen Bossgegnern steht, sind zwar spaßig, machen aber nur einen Bruchteil des Spielspaßes aus. Die lockeren Sprüche, der übertriebene Sexanteil, Blutfontänen, all das sind Dinge, die zu dem Erfolg von NO MORE HEROES 2 beitragen, aber richtig nostalgisch wird es erst, wenn ihr in Minispielen die fette Katze abzuspecken versucht, oder in Nebenjobs eure Kohle aufbessert, um bessere Waffen oder andere Kleidung zu erhalten.
In 8-Bit-Technik geht es dann daran, Insekten zu vernichten, Abwasserrohre zu verlegen, Pizzen auszuliefern oder Müll einzusammeln. Ebenfalls mindestens genauso abgefahren ist die Idee, dass sich Travis zur Entspannung vor seinen Fernseher setzen und einen Vertikal-Shooter spielen kann, inkl. freischaltbarer Videosequenz natürlich.

Spätestens, wenn sich die Charaktere in Richtung Fernseher drehen und feststellen, dass sich niemand für die Vorgeschichte aus Teil 1 interessieren würde und man das sowieso wegschaltet und wir als Spieler direkt angesprochen werden, dürfte auch dem letzten klar sein: NO MORE HEROES 2: DESPERATE STRUGGLE nimmt sich nicht sonderlich ernst, sondern versucht vor allem, den Spieler auf ungewöhnliche Art und Weise zu unterhalten. Dieses Konzept geht voll und ganz auf!

NO MORE HEROES 2 ist bei weitem nicht das schönste Spiel, und auch die Steuerung in den Kämpfen ist manches mal ein wenig hektisch, wenn die Figur sich auf Teufel komm raus nicht dahin wenden will, wo wir sie gerne hätten. Klanglich mag man vielleicht noch meckern, dass es nicht einmal für eine deutsche Synchronisation gereicht hat (wobei es aber deutsche Untertitel gibt), unterm Strich bleibt aber eine aberwitzige Spielidee, die auf derbe Weise humoristisch ist und bei jeder Gelegenheit satirische Züge annimmt. FSK 18 ist sicherlich angebracht, und zwar nicht nur, weil die gezeigten Inhalte stellenweise sehr explizit sind, sondern auch, weil jüngere Spieler den Retro-Charakter des Spieles gar nicht zu würdigen wissen würden…

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