Auch dieses Jahr hat man wieder gemerkt: Wer erst am Freitag anreist hat verloren.
Die ersten Festivalbesucher haben bereits Donnerstagmorgen ab 10:00 Uhr ihr Camp vor dem Bändchen-Ausgabezelt aufgeschlagen und warteten geduldig auf den Startschuss zum diesjährigen Hurricane Festival. Spätestens am frühen Abend konnte man auf Grund von Sonnenbrand an diversen Körperstellen feststellen,welcher Besucher schon eine Weile da war. Zur großen Überraschung hat es in diesem Jahr nämlich einmal nicht bereits schon am Donnerstag geregnet. Ganz trocken blieben die Besucher aber auch in diesem Jahr leider nicht, dazu aber später mehr.
Zurück zum eigentlich Thema. Wir hatten das Glück und mussten uns nicht in die langen Schlangen vor dem Bändchen-Zelt anstellen. Dieses Problem sollte in diesem Jahr eigentlich durch die Einführung der eccos Bänder umgangen werden, jedoch hörte man hier und dort, dass man trotzdem rund drei Stunden für das begehrte Band anstehen durfte.
Das Hurricane wollte dieses Jahr auch als erstes Festival die Besucherbändchen mit einem NFC-Chip ausstatten. Mit diesen Chips sollte man dann an den Verkaufsständen auf dem Festival bargeldlos bezahlen können.
Alles schien perfekt: Ab Ende Mai konnte jeder Besucher sein Ticket anhand der Ticketnummer im Internet registrieren und bekam sein Bändchen bequem nach Hause geschickt. Anschließend musste man sein Ticket auf die eigene Person registrieren und konnte bereits im Vorfeld Geld auf den Chip laden.
Mit der neuen Technik sollte gleich zwei Problemen ein Ende bereitet werden: Den langen Wartenschlagen am Eingang und den leider immer wieder auftauchenden Langfingern. Leider blieb es in diesem Jahr bei der Theorie. Am Mittwoch gab es die Meldung, dass dieses Projekt im letzten Moment doch nicht umgesetzt werden könne.
Schade liebes Hurricane, aber nächstes Jahr klappt es bestimmt. Der Versuch ehrt euch schon mal!
Der sonnige inoffizielle erste Festivaltag neigte sich langsam dem Ende. Die Stimmung war ausgelassen wie eh und je. Auch im ehemaligen Tittytwister bzw. dem heutige Motorbooty Zelt ging es heiß her. Wer eine Abkühlung brauchte, konnte einfach an der Red Bull Open Air Stage bis zum Morgengrauen weitertanzen. Außerdem gab es ein „geheimes“ Campingplatz-Konzert von Madsen.
Es ist Freitag und eine steife Brise wehte über den Zeltplatz. Der eine oder andere Pavillon hat die Nacht nicht überlebt. Heute geht es endlich los mit den ersten Bands. Eröffnet wurde das diesjährige Hurricane Festival auf der Greenstage von den Kaliforniern Switchfoot.
Bei purem Sonnenschein gaben anschließend die Londoner Jungs von Bombay Bicycle Club ihr Bestes und heizten der Meute ordentlich ein.
Nach einem kurzen Wechseln zur Blue Stage war es auch schon Zeit für Jennifer Rostock.
Mit gewohnter Energie und einer außergewöhnlichen Perfomance gab die Band um Frontfrau Jennifer Weist ordentlich Gas und die Menge feierte sie. Als es Zeit für „Mein Mikrofon“ war, wurde das Publikum kurzerhand in ihre rechte und linke Schamlippe eingeteilt. Jedes Mal wenn sich die tätowierte Frontfrau an ihre Brüste faste, musste Abwechselnd die rechte bzw. linke Seite verschiedene Songzeilen mitsingen. Nach dieser Performance gab es erst einmal Pfeffi für die Band. Immerhin wissen sie was gut ist.
Passend zu „Mein Kapitän“ gab es für ein Mädchen aus der ersten Reihe einen Ritt durch die Menge. Nachdem sich noch schnell Mut auf der Bühne angetrunken wurde mit zwei Bechern Prosecco, ging es auch schon in einem Reifen zum Stagediven in der Menge, während die Band das Lied zum Besten gab. „Den Popo ins Loch, damit ihn alle angrabschen können!“
Zum Schluss legten Jennifer Rostock noch einmal einen drauf: zu „Es war nicht alles schlecht“ kam plötzlich WFAHM Sänger Nico auf die Bühne. Ein krönender Abschluss.
Anschließend ein kurzer Abstecher zur Red Stage um sich noch eben ein paar Lieder der schwedischen Band Adept anzugucken. Hier konnte man sehen: Alles richtig gemacht, liebes Hurricane. Ab sofort musste man also nicht fünf Stunden vorher im Red Tent sein, um eine bestimmte Band sehen zu können.
Auch Adept schien die neue Bühne sichtlich zu gefallen, auch wenn sie etwas verloren auf der doch etwas großen Bühne aussahen.
Zurück zur Blue Stage um auf den Auftritt von Casper zu warten. Nach und nach füllte sich der Platz rund um die Bühne immer mehr, so dass auch bald der letzte Platz kurz vorm Basar und den Toiletten besetzt fahr. Man merkte, dass Casper eine große Fanbase mit sich zieht.
Casper war heiß, dass merkte man schon gleich zu Anfang. Schon als zweiten Song spielte er „Casper!bumaye“ aus seinem alten Album „Hin zur Sonne“. Dieser Song animiert einfach zum Bewegen.
Als Casper später „Mittelfinger hoch“ anstimmte, wurde sich noch mehr bewegt und zu dem noch ordentlich Staub aufgewirbelt. Casper hatte sein Publikum voll im Griff. Seine Worte ließen Taten folgen und so sah man so viele Mittelfinger wie schon lange nicht mehr.
Der zweitletzte Song regte wie immer zum Nachdenken an. Michael X, kein Lied was zum rumspringen und überschwänglichen Bewegungen animierte.
Zum Abschluss noch „So perfekt“, weil es einfach so perfekt war.
The XX hatten leider das Pech, zur selben Zeit zu spielen wie die deutsche Nationalmannschaft.
Aber es gibt zum Glück die treuen Fans, Anhänger und Leute des guten Musikgeschmacks, die sich viel lieber gute Bands angucken. EM gibt es schließlich alle vier Jahre!
In der Halbzeit kamen auch Bosse Frontmann Axel, Joko Winterscheidt, Tim Mälzer und Michbeck (Gitarrist von Casper) aus ihren Löchern um sich wenigstens einige Songs dieser wunderbaren Band anzuhören. Deutschland gewinnt 4:2 gegen Griechenland und alle sind glücklich.
Bei The Cure merkte man deutlich, dass die Band nicht erst im 21. Jahrhundert entsprungen ist. Dennoch standen in den ersten Reihen erstaunlich viele junge Menschen und sangen lautstark die Songs mit. The Cure ließen es ruhig angehen, immer umhüllt von einer Menge Nebel.
Der Samstag startete früh mit Young Guns. Man merkte schon, dass es gerade erst 13:00 Uhr war und trotzdem war der erste Graben gut gefühlt. Hier merkte man wer Fan mit Leib und Seele ist. Ein Klassiker nach dem anderen wurde gespielt, aber auch Songs aus dem aktuellen Album wurden präsentiert und fanden viel Anklang. Alles in allem eine gute Vorstellung der fünf Jungs.
Am frühen Abend bei feinstem Sonnenwetter fand man sich vor der Red Stage zusammen um der wundervollen Stimme von Nneka zu lauschen. Ihren Durchbruch-Hit Heartbeat hieb sie sich als krönenden Abschluss auf – es ist ja nicht so, als ob man es nicht anders erwartet hätte.
Zum Glück liegen Blue und Red Stage so dicht nebeneinander,dass man nach der wundervollen Darbietung von Nneka direkt zum Auftritt von Florence and the Machine gehen konnte ohne groß aufgehalten zu werden. Was für eine wunderbare Stimme, ja das dachte man nicht erst bei Album Nummer 2 „Ceremonials“. Live noch um einiges besser. Florence überzeugte nicht nur mit ihrer Stimme sondern auch mit ihrem Geschmack für gute Mode. Locker und luftig wirbelte sie in ihrem blauen Kleid über die Bühne. Immer wieder wiederholte sie „Thank you for having us“ und lief dabei von der rechten zur linken Bühnenseite. Klassiker wie „Hurricane Drunk“, „You´ve got the love“ und „Cosmic Love“ rundeten das Ganze perfekt ab.
Nach einer kurzen Verschnauf- und Essenspause ging es weiter mit Rise Against. Vier Jahre ist es her, seit sie das letzte Mal auf der Greenstage standen. Das Wetter war ähnlich, nur war es später Nachmittag. Auch dieses Jahr wurden wieder Unmengen an Staub aufgewirbelt, aber so gehört es sich bei einer Band wie Rise Against. Mittlerweile können sie auf sechs Alben zurückblicken. Fehlen durften auch hier Klassiker wie „Swing Life away“ und “Ready to Fall“ nicht.
Es wurde dunkel und es wurde Zeit die Seite zu wechseln. Rüber ging es zur Blue Stage zu Mumford & Sons. Schnell merkte man, wer das Album nicht kannte und Single war hatte verloren. Immerhin zwei Songs sollten jedem bekannt sein, zum einem ist das „Litlle Lion Man“ und zum anderen „The Cave“. Zumindest das Publikum konnte diese beiden Hits textsicher mitsingen und sich dabei auch noch ordentlich bewegen. Und so boten die vier Jungs aus London trotz gebrochener Hand des Sänger Marcus Mumford ein tolles Konzert in dem man umgeben von engumschlungenen Pärchen war.
Blink 182 – Headliner des Samstags. Was soll man sagen, die Meinungen gehen auseinander. Deutliche Steigerung ihrer Live Präsenz. Die Null-Bock-Phase haben sie scheinbar abgelegt. Vielleicht gab es doch eine Standpauke seitens Managements. Nein, auch alt bekannte Musikgrößen dürfen sich nicht alles bieten. Zum Abschluss gibt es noch ein Drumsolo von Travis Barker und einen eher fragwürdigen Abgang des Headliners.
Wie sollte es auch anders sein? Natürlich musste es auch 2012 Regen und dem Hurricane allen Ehren machen. Ich glaube das letzte, komplette trockene Hurricane Festival war 2006.
Man wurde bereits mit sanften Regentropfen auf dem Zelt geweckt und so ging es auch den ganzen Tag weiter. Erst gegen späten Nachmittag wurde es ein wenig trockener. Ein gutes hat der Regen ja – endlich kein Staub mehr. Die Lunge hat´s gefreut.
Wie zu erwarten war es brechend voll bei Kraftklub, so dass es mehrere Einlass-Stops gab. Ein Hoch auf die neue Red Stage, wobei das Zelt aus den vergangen Jahren natürlich besser vor dem Wetter geschützt hätte, es hätten aber auch nur halb so viele darin Platz gehabt.
Auch die Headliner des Sonntags Die Ärzte bleiben nicht von Petrus schlechter Laune verschont. Einzig und allein Kettcar genossen das Privileg nicht im Regen spielen zu müssen – wie auch immer sie Petrus bestochen haben müssen, so richtig motiviert waren sie trotzdem nicht.
Wie es sich für Rockstars gehört kommen Die Ärzte natürlich zu spät auf die Bühne. Für die, die noch da sind gibt es zum Trost noch eine halbstündige Verlängerung. In diesem Sinne „Hip Hip Hurra“.
Danke liebes Hurricane bis zum nächsten Jahr!!!