Klasse! Ich höre mir STORIES FROM THE LOST an, und bin nach dem ersten 2:39min-„Intro“ ‚Cryosphere‘ unglaublich gespannt auf mehr. ‚August II‘ beginnt und reißt mich sofort mit, und etwa nach einer Minute begreife ich erst: okay, hier wird wohl kein Gesang mehr kommen! Das Gute daran ist: es kann nichts mehr passieren, was STORIES FROM THE LOST nach unten zieht. Das Schlechte daran: Instrumentalbands sind nicht jedermanns Sache. Hat man aber keinen Gesang, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht, kann man auch mal ungestört auf den Rest achten, und da machen die Belgier einen enorm guten Eindruck und schaffen es, nicht eine Sekunde zu langweilen.
Dabei ist die Entstehungsgeschichte der Band aus Zottegem eigentlich auch sehr spannend. Innerhalb von nur 12 Tagen schreiben Wout Lievens (Drums & Samples) und Marijn Gabriéls (Gitarren & Samples) ein komplettes Set für eine Veranstaltung. Nachdem dies gut ankommt, suchen sie sich während des darauf folgenden „ernsteren“ Songwritingprozesses noch einen Basser (Thijs Van Der Linden) sowie eine zweite Gitarre (Kevin Limpens), und mit dem Ergebnis, das dabei rauskommt, sind sie dann zufrieden. Gesang fehlt nicht, denn diese explosive Mischung aus Postcore, Elektro-Samples und Metal gefällt auch ohne Gesangslinien. Kaum vorstellbar, was passieren würde, wenn das Quartett einen fähigen Sänger finden würden, der es versteht, die auch ohne Gesang schon grandiosen Songs um dieses zusätzliche Element zu bereichern.
Die Aufnahme ist schwer einzuschätzen (erst jetzt wird einem bewusst, wie stark Gesang normale Musik beeinflusst), wirkt aber zum einen druckvoll und massig, dabei aber dennoch herrlich transparent und aufgeräumt. Die Elektro-Spielereien sowie Samples ergänzen die Songs um ein Zusatzelement, was sonst vielleicht der Freiraum für die Vocals gewesen wäre.