Es gibt Bands, die entwickeln sich vom Geheimtipp zu einer angesagten Band und dann schon fast zu einer Trenderscheinung. Im modernen Hardcore könnte man CALLEJON (bzw. auf dem aktuellen Album KALLEJON) als letzteres bezeichnen. Ähnlich kometenhaft wie bei We Butter The Bread With Butter hat die nordrhein-westfälische Kapelle ihren Weg nach oben bestritten, und nachdem sie Mitte letzten Jahres erst ihre letzte CD veröffentlicht haben, überraschen sie nun mit einer kompletten Cover-CD. Dabei beschränken sie sich ausschließlich auf deutschsprachige Songs, die innerhalb der letzten Jahre zu Ohrwürmern und Evergreens mutiert sind, und die nicht zwangsläufig aus dem großen Bereich Rockmusik stammen müssen.
Was soll ich nun über ‚Man spricht deutsch‘ sagen? Die Produktion ist satt, soviel steht fest, und ob man das, was CALLEJON da fabriziert haben, mag oder nicht, ist, so bin ich mir ziemlich sicher, mehr denn je absolute Geschmackssache.
Allen Songs kann man noch entnehmen, wie das Original geklungen hat, hier wird nicht absolut frei verfremdet, sondern am ursprünglichen Titel entlang geschaut und dann das Gesamtwerk mit Metal unterlegt. Manch einer mag dazu sagen, dass genau das die Kunst ist: einen Metalsong machen, aber man merkt noch das Feeling und die Machart des Originals. Andere sagen: locker, alle Akkorde mit verzerrter E-Gitarre spielen, dazu dann noch eine DoubleBass vom Schlagzeug drunter, ein paar Stakkatos, und eine Mischung aus Gesang und Geschrei, fertig ist.
Wirklich großartige Mühe hat man sich zumindest Songwriting-technisch nicht gemacht, um den Songs einen absolut eigenen Stempel aufzudrücken (das erreicht man allerdings auch so schon recht gut durch den auffälligen Gesangsstil).
Das „Problem“ daran ist: die Idee ist so gesehen keinesfalls neu (sieht man von den ausschließlich deutschen Songs mal ab), und wo Atrocity sich bereits 2 Alben mit den Achtzigern auseinandergesetzt haben, begründen Bands wie J.B.O. ihre gesamte Karriere auf dieser Art von Unterhaltung, nur, dass die sich zudem noch die Mühe machen und versuchen, die Texte umzudichten. Das dürfte CALLEJON allerdings ziemlich egal sein, haben sie doch den Großteil ihrer Fans aus Metalcore-Kreisen, wo man o.g. Bands wohl zum einen nicht kennt bzw. nicht kennen will und zum anderen das, was CALLEJON machen, cool findet, wohingegen das Gleiche von anderen Bands nur als peinlich bezeichnet werden dürfte.
Aber eins muss man ihnen lassen: die Songauswahl, die sie getroffen haben, ist klasse, leider schafft es aber keiner der Coversongs, an die Qualitäten der Originalversionen heranzukommen. Lieber gut gecovert als schlecht selbst gemacht? Möglich, wie sieht es aber umgekehrt aus?