Alive At Last – Alive at last

Die Alfelder Postcorer von ALIVE AT LAST melden sich nach langer Durststrecke wieder zurück. Im Sommer 2009 brachte die Band ihre EP raus, spielte danach über 100 Shows, um dann 2012 fast vollständig von der Bildfläche zu verschwinden. Naja, um genau zu sein, waren sie 2012 fast ausschließlich auf BildSCHIRMfläche zu sehen, denn die Aufnahmen zu ihrer ersten Full Length CD wurden mittels Stream im Internet übertragen. Jetzt ist es soweit, und ‚Alive at last‘ ist fertig. Was sich bei den Jungs so getan hat, erfahrt ihr hier.
Die EP hatte schon klar gemacht, dass hier jede Menge Potential steckt, die Live-Shows der Band sind energetisch, mitreißend und inzwischen weit ab vom alkoholschwangeren Party-Lifestyle der Anfangstage. Aber damit geben sich ALIVE AT LAST nicht zufrieden. Die Band will mehr, will auffallen, will ihre Grenzen ausloten. Entsprechend hat man sich nicht, was sicherlich die einfachere Variante gewesen wäre, für zwei Wochen in ein Studio eingebucht und die Scheibe konzentriert und punktgenau eingespielt. Stattdessen wurde das Studio nach Hause geholt, und zusammen mit Produzent Sascha Hörold hat man sich daran gemacht, in entspannter, heimischer Atmosphäre die Songs live einzuspielen, eine Tugend, die nur noch wenige Bands tatsächlich so beherrschen. Dadurch erfährt das Album eine schwer zu beschreibende Energie, wirkt lebendig und nicht so steril, wie manch andere Platte. Im Endeffekt hat auch die zweite Scheibe im Produktionsklang noch ein wenig Potential nach oben, was aber nicht als Kritik, sondern eher als Ansporn zu verstehen ist.
Musikalisch sind ALIVE AT LAST (zumindest nach meiner bescheidenen Meinung) immer noch nicht zu Hause angekommen. Das, was da abgeliefert wird, ist ganz klar runder, gelungener als die EP, und auch die war schon richtig gut. Allerdings ist mir die musikalische Richtung noch zu sehr schwankend. Da gibt es Songs, die wie „Metalcore nach Lehrbuchmethode“ klingen, dann wieder Nummern, die in Richtung Screamo schwappen, und natürlich Postcore-Songs mit leichter Pop-Attitüde. Diese letzteren Songs sind es, die sich besonders stark in den Gehörgang einbrennen.
Geschriene und gekeifte Vocals verkümmern auf dem Album zu einer Randnotiz im Vergleich zu den Cleanvocals, die Frontmann Seb besser denn je in den Griff bekommen hat. Dabei klingt das aber auch nicht glattgebügelt, sondern absolut authentisch und rockig.
Anspieltipps? Dadurch, dass die Scheibe sehr abwechslungsreich geworden ist, tue ich mich hier schwer, einzelne Songs hervorheben zu wollen. Sollte ich es tun müssen, so würde ich „Call November“ nennen sowie das direkt darauf folgende „Forgive And Forget“, in dem Your Army-Frontfrau Lucy Caffrey einen kurzen, aber unglaublich coolen Gastauftritt hat.
Wer Thrice oder Story Of The Year mag, kann hier bedenkenlos zugreifen, auch wenn ALIVE AT LAST noch nicht ganz auf gleicher Augenhöhe mit besagten Bands spielen, gehen sie definitiv in die gleiche Richtung und sollten auf gar keinen Fall enttäuschen.

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