Wie kommt man Anno 2012 auf die Idee, eine Doomband mit ganz klaren Einflüssen von Bands wie Saint Vitus, Black Sabbath, vielleicht ein bisschen Carnivore zu gründen? (Anmerkung der Redaktion: IRON & STONE sind keine Debütanten: Gitarrist Stephan spielt bei den derzeit pausierenden Deathmetallern von Code Of Honour, Sänger Henning war zuletzt bei der Metalcore-Band Under Siege tätig).
Stephan: Wir haben schon vor einiger Zeit gejuxt, dass wir irgendwann mal ’ne Altherren-Rockband gründen, hahaha. Wir hören halt beide gerne Heavy-Music und als ich im November letzten Jahres so auf der Gitarre klimperte, da kamen eben „Maelstrom“ und „Glaciers“ dabei heraus. Dadurch, dass Henning da so drauf angesprungen ist, war ich natürlich motiviert, die Songs zu Ende auszuarbeiten und weitere zu schreiben.
Henning: Für schnelle Songs reicht die Kondition halt nicht mehr aus, hehehe. Eigentlich war alles ganz einfach. Als Stehpan mir die Sachen gezeigt hat, dachte ich: „Cool, warum nicht einfach mal machen“. Wir haben ja schon früher zusammen Musik gemacht, aber einen eben ganz anderen Sound. Hardcore und Metal eben. Iron&Stone ist das Ergebnis davon, sich einfach mal aus der Comfort-Zone heraus zu bewegen und neue Sachen zu versuchen in einem Stil, den wir so bislang noch nicht gemacht haben. Und das macht ‘ne Menge Spass.
Stephan: Den Carnivore-Vergleich finde ich übrigens super. Die hatten zwar aus meiner Sicht keinen Einfluss auf’s Songwriting, aber gehören definitiv zu meinen All-Time-Faves.
Nachdem nun die Idee zu IRON & STONE geboren war: wie lief das Songwriting? Jeder für sich in der stillen Ecke? Oder hat man sich auch, was die Instrumentalsachen und die Vocals betrifft, ausgetauscht?
Stephan: Die Musik stand schon relativ komplett, wobei wir da natürlich beide drüber sprechen, ob ein Part gekürzt werden muss oder ob dieses oder jenes Riff passt. Was Vocals und Texte angeht vertraue ich Henning zu 100%. Wir haben ja schon bei Max Rebo Kids und Under Siege zusammen in einer Band gespielt und ich weiss ja, was er kann.
Henning: Ich mache die Texte über Stephans Songs. Einzelne Parts sprechen wir dann durch und arrangieren um, wenn nötig, sowohl Musik und Gesangslinien. Das passt schon alles sehr gut. Letztendlich gibt es auch kein „das muss aber so-und-so klingen“, wir nehmen die Dinge eher wie sie kommen.
Wie war die Studioarbeit? Wer hat die Drums programmiert? Ist hier bewusst „minimalistisch“ gearbeitet worden, oder war das ein Stück weit auch einfach nur Bequemlichkeit? Inwieweit hat Andreas Brunke Einfluss auf eure Songs genommen?
Stephan: Das war für uns beide glaube ich ein Experiment. Es war das erste Mal, dass jeder daheim an den Songs arbeiten konnte und dann einfach die Aufnahmen hin- und hergeschickt wurden. Garageband sei Dank! Dementsprechend war die „Studioarbeit“ ziemlich entspannt, da wir die Musik einfach bei mir zuhause aufgenommen haben. Die Drums kommen aus der Dose, da wir das Ganze ja als Zwei-Mann-Projekt gestartet haben und einfach keinen Bock hatten, zu warten, bis wir endlich den passenden Drummer finden. Und dazu kommt, dass Drums ja auch nicht ganz so einfach aufzunehmen sind. Jedenfalls, wenn sie auch nach was klingen sollen. Andi, der ja bei Kelewrah aktiv ist, hatte keine Einfluss auf das Songwriting, aber beim Recording der Vocals war er eine Riesenhilfe und beim Mastern hat er auch wirklich ganze Arbeit geleistet.
Wie geht es weiter? Live-Shows? Weitere Songs? Ein Video vielleicht?
Henning: Die ein oder andere Show soll es definitiv geben. So Richtung Herbst ungefähr. Da müssen dann ein paar Legionäre an die übrigen Gerätschaften. Das wird in jedem Fall cool. Wir fangen schon wieder an Songs zu schreiben für ein weiteres Release gegen Ende des Jahres. Dann auf jeden Fall auch auf physischen Tonträger möglichst.
Zu Hause:
01.) Wie schreibt ihr eure Songs? Hat irgendwer die Initialidee, oder kommt das ganze eher aus dem Spielen heraus, oder doch ganz anders?
Stephan: Also bei mir ist das immer gleich: Ich muss dann und wann ganz dringend ‘ne Gitarre in die Hand nehmen und spielen, auch wenn ich noch keine konkrete Idee im Kopf habe. Aber ich spüre einfach, dass da etwas ist, das raus muss. Oft wird das vom Wetter angetriggert. Der Schnee und die Dunkelheit gerade waren in der Hinsicht genau richtig, hahaha. Dank Garageband ist es ja mittlerweile sehr simpel, daheim schon eine recht detailierte Songskizze zu zeichnen, inkl. Arrangements etc. Da werkele ich dann eben so lange, bis der Song steht oder die Luft raus ist. Das hat schon was von Besessenheit. Die Songskizze gebe ich dann an Henning weiter.
Henning: die Texte zu den aktuellen Songs sind alle um die Idee herum entstanden, dass die Songtitel sich auf Naturgewalten beziehen. Inhaltlich geht es um verschiedene Themen. Ich schreibe recht abstrakt, so dass es nicht sofort wirklich offensichtlich ist, was mein zentrales Thema ist und jeder für sich da hoffentlich etwas drin finden kann. Rising Tides beispielsweise geht um den Mut der Menschen Veränderung herbeizuführen. Das kann im Kleinen sein, also in seinem eigenen Leben – oder auch im Großen wie wir es im arabischen Frühling erlebt haben und erleben. Maelstrom und Glaciers sind sehr persönliche Texte.
02.) Was tut ihr neben Musik machen in Eurer Freizeit noch so?
Henning: Ich sitze, wenn das Wetter mitmacht, auf dem Mountain Bike. Im Moment also weniger häufig. Sonst geh ich Laufen und versuch einfach einigermaßen viel Sport zu machen. Zusätzlich bin ich vielen Jahren der „Abstinenz“ wieder in eine aktive Hardcore Band eingestiegen. Das ist ne gute Sache.
Stephan: Gewichte stemmen, versuchen, möglichst viel zu lesen, Haus und Garten in Schuss halten. Der Tag sollte mindestens 28 Stunden haben, es bleibt einfach zu wenig Zeit für alles.
03.) Ist IRON & STONE Beruf, Berufung, oder Hobby?
Stephan: Ich hatte nie ein Interesse daran, aus der Musik einen Beruf zu machen. Für mich ist das zu gleichen Teilen Luxus, Musik produzieren zu können und gleichzeitig elementares Bedürfnis, durch Musik eine Weg zu haben, mich mitzuteilen. Da möchte ich nicht in die Situation geraten, Musik machen zu müssen, um meine Rechnungen zu bezahlen.
Henning: Iron&Stone ganz klar, und noch mehr als alle anderen Sachen, die ich bislang gemacht habe: Spass. Neues ausprobieren, andere Wege finden, sich auzudrücken.
Unterwegs:
04.) Vegan, Straight, oder doch eher Sex, Drugs und Rock n Roll? Wie sieht euer perfektes Catering aus?
Stephan: Immernoch straightedge, immer noch Vegetarier. Perfektes Catering? Hm, vegetarisches BBQ und zum Nachtisch eine leckeren Espresso oder Americano.
Henning: Bring me the vegetarian Rock n Roll, mit einem Dopio Espresso hinterher!
05.) Wenn ihr es aussuchen könntet, wer wäre auf eurer Headliner/Support-Tour die favorisierte Support/ Headliner-Band?
Stephan: Down/Electric Wizard als Doppel-Headliner mit uns als Support wäre hammer!
Henning: Mit Down bin ich auch down! Aber wenn ich es mir aussuchen kann: Cult of Luna bitte nach uns!
06.) Gibt es etwas, das euch bei einem Live-Konzert absolut begeistern würde, auch schon bei den ersten Shows? (Anmerkung der Redaktion: IRON & STONE haben bislang noch nicht live gespielt, daher haben wir diese Frage angepasst)!
Henning: Es wäre auf jeden Fall cool, ein paar von den „alten Kumpels“ als Live-Musiker zu gewinnen. Da haben auch schon ein paar angedeutet, dass sie Bock hätten. Iron&Stone ist ja kein „wir machen nochmal das selbe wie vor 10 Jahren“ – Projekt, sondern einfach der spontane kreative Auswurf von uns beiden. Aber das ganze mit nicht einfach „irgendjemanden“ live zu machen, wäre schon großartig.
Stephan: Das wäre mir auch wichtig. Wenn wir auch schon in vielen Bands aktiv waren, der Kreis der handelnden Personen war dabei ja trotzdem eher klein. Und es ist einfach was anderes, mit Leuten auf der Bühne zu stehen, die man schon lange kennt und mit denen man schon lange befreundet ist.
Merkwürdiges:
07.) Ihr seid auf einer einsamen Insel gestrandet, und euer I-Pod ist kaputt. Er spielt nur noch einen (nicht-eigenen) Song ab. Welchen?
Stephan: So eine Frage kann ich unmöglich abschliessend beantworten. Spontan sage ich „…for victory!“ von Bolt Thrower, da der mich immer wieder in den Hintern tritt, weiter zu marschieren, wenn die Dinge mal nicht so gut laufen.
Henning: “there’s a light that never goes out” von den Smiths. Denn wenn man alleine auf einer einsamen Insel ist, dann ist man auch traurig und braucht einen Song voll Sehnsucht, Hoffnung und Zweifel.
Alternativ “some girls are bigger than others”, weil der song dass verdammt nochmal beste Riff hat, das jemals geschrieben wurde.
08.) Wenn ihr als Band noch mal komplett von vorne anfangen könntet, was würdet ihr anders machen?
Henning: Eh, nix! So einfach Wir sind vollkommen ohne Ziele, Vorgaben oder Ansprüche an dass Ding ran gegangen. Ziel ist es, zu sehen was passiert. Da wird’s auch nie Reue geben, wir lassen uns da treiben.
Stephan: Ich habe ja oben schon geschrieben, was “Musik machen” für mich ist. Das ist immer auch ‘ne Sache des Moments und das zu tun, was in dem Moment das Richtige ist (oder zumindest richtig erscheint). Deswegen, wie Henning schon sagte: niemals bereuen.
09.) Wie viel bedeutet euch das, was ihr tut? Wo liegen die Grenzen?
Stephan: Die typische Antwort wäre wohl “alles”, aber das wäre für mich glatt gelogen. Klar ist mir das wichtig, aber es gibt eben noch mehr Dinge (noch mehr) Bedeutung in meinem Leben. Da muss ein gewisses Gleichgewicht bestehen, sonst funktioniert es nicht.
Henning: ich glaube, wir werden gar nicht erst in die Verlegenheit kommen, Grenzen ausloten zu müssen. I&S ist ein reiner Selbstzweck. Das bringt den Vorteil, dass wir da nichts kompromittieren müssen, weil es dieses oder jenes Ziel zu erreichen gilt. Das ist eine sehr komfortable Situation und ermöglicht es uns einfach drauf los zu “machen” oder es eben sein zu lassen.
Wie Stephan schon sagte, ist es heutzutage ja verdammt einfach, Musik aufzunehmen (Garageband sei dank), so dass man kreativ kaum Grenzen hat. Das auszunutzen, dafür gibt es I&S.
Die alles entscheidende Frage:
10.) Wenn es eine Frage gäbe, die ihr schon immer gestellt bekommen haben wolltet, die aber niemals gefragt wurde, wie würde sie lauten und was wäre die Antwort?
Henning: Ja! – auf die Frage: hat es euch gefreut dieses Interview mit Splitted gemacht zu haben?