In Case Of Fyr – Bitter and Betrayed

„Metalcore ist, wenn man´s trotzdem macht!“ Trefflicher hätte man wohl eine Einleitung zu der ersten Full Length von IN CASE OF FYR nicht formulieren können, und deswegen nehmen wir uns die Freiheit heraus, den „Beipackzettel“ einfach zu zitieren. Nach längerer Funkstille ist das Album ein deutliches Lebenszeichen. Grundsätzlich hat sich in der Feuerbude nicht viel verändert, wer also schon die EP „Reap what you sow“ kennt, weiß in etwa, was ihn erwartet.
Was sich mir noch nicht ganz erschlossen hat, ist der Grund, weswegen die Band zwanghaft versucht, immer noch Metalcore zu machen. Man kann es ganz klar in diese Schublade einsortieren, keine Frage, allerdings wirken sämtliche „Core“-Ansätze der Band irgendwie erzwungen, aufgesetzt, nicht symbiotisch mit dem absolut kraftvollen Rest. Wie soll man sich das vorstellen? Man stelle sich vor, eine wirklich gute Metalband würde versuchen, ein Metalcore-Medley zu schreiben: das technische Vermögen ist absolut gegeben, und die metallischen Anteile der Musik werden glaubhaft und authentisch wiedergegeben, aber sobald es darum geht, die Core-Anteile zu spielen, fehlt das Gefühl. IN CASE OF FYR sollten sich auf ihre Kernkompetenz (Metal) beschränken, ich bin mir sicher, dass dann ein richtiges Monster entfesselt werden würde. Aber genug des Schubladendenkens.
Referenzen? Gesanglich hat Frontmann Markus inzwischen vor allem im Brüll-Sektor eine unglaubliche Ähnlichkeit zu Phil Anselmo zu „Far beyond driven“-Zeiten entwickelt, ebenso fühle ich mich permanent an die beiden Exhorder-Alben erinnert. In den Clean-Passagen wird nicht glattgebügelt, sondern eher die Rock-Röhre ausgepackt, das gefällt recht gut.
Die Instrumentalgruppe hat wie gesagt in technischer Hinsicht ihre Hausaufgaben ganz klar gemacht, es beschleicht einen aber gelegentlich das Gefühl, dass sie nicht so ganz genau wissen, was sie nun aus ihrem Talent und Können machen sollen.
Was man ‚Bitter and betrayed‘ noch zu Gute halten kann, ist die Tatsache, dass die Scheibe herrlich abwechslungsreich ist und sich nicht, wie viele andere Metalcore-Kapellen das tun, permanent auf einem Tempo ausruht, eine festgelegte Songstruktur immer und immer wieder rekapituliert oder auf andere Art und Weise gleichförmig klingt.
Für eine Eigenproduktion ist hier erneut ziemlich viel Pfund hinter, lediglich am Bassregler hat man ein wenig gespart (wahrscheinlich hatte die Abhöranlage satte Boxen, deswegen sollte man möglichst viele Anlagen als Referenz verwenden).
Fazit: Trotz Pause sind IN CASE OF FYR nicht gerostet, sondern haben sich solide weiter entwickelt. Wirklich zu Hause angekommen sein scheinen sie aber noch nicht, sondern befinden sich noch immer auf der Suche nach dem geeigneten Feuerlöscher.

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