THIS AIN´T LIFE bringen ein eindrucksvolles Debüt heraus. ‚The worst second‘ klingt irgendwie vertraut, aber alles andere als trendy. Ich druchforste meine Hirnwindungen ein wenig, bis mir ein Referenz-Album einfällt, mit dem man diese Scheibe durchaus vergleichen könnte. Die Antwort, die sich vor meinem geistigen Auge formt, lautet „Suicide notes and butterfly kisses“, das grandiose Debüt von niemand geringerem als Atreyu.
Dabei ist nicht nur die Produktion im Ansatz ähnlich, auch gesanglich nutzt man ähnliche Stilmittel. Viel entscheidender sind aber die verwendeten Gitarrenriffs, die in dieser Form durchaus mehr als nur einmal ebenso auf der Atreyu-Scheibe hätten verwendet werden können.
THIS AIN´T LIFE nutzen zwar die gleichen Mechaniken, wie es viele andere Metalcore-Bands auch tun (geschriene Strophen, gesungene Refrains, metallische Riffs, die mit Melodien gepaart werden), wirken dabei aber erfreulich anders. Inwiefern anders? Das Riffing ist fast schon retro-stilistisch zu bezeichnen. Insbesondere Tapping-Freunde werden hier voll auf ihre Kosten kommen. So eine Scheibe aus Deutschland? Wirklich eine Überraschung. Diese Mixtur wird noch durch Anleihen aus Screamo, Emo und Punkrock angereichert.
Das Rad wird hier nicht neu erfunden. Vielmehr versucht die Band, daran zu erinnern, wie Screamo, Emo und Metalcore zu ihren Anfangszeiten geklungen haben, bevor es darum ging, in allen Bereichen noch extremer, noch eigenständiger zu sein. Damit macht man deutlich, dass man sich nicht den Gepflogenheiten der Zeit anpassen will, sondern lieber das machen möchte, wonach einem der Sinn steht. In diesem Bereich sind zwar schon einige sehr große Alben veröffentlicht worden, aber das ist ja noch lange kein Grund, seinen eigenen Beitrag ebenfalls zu leisten. Vor knapp zehn Jahren wäre ‚The worst second‘ ein absolutes Szene-Highlight gewesen, da bin ich mir fast sicher. Heute ist die Scheibe immer noch extrem gut, geht aber nicht mit der Zeit. Es bleibt abzuwarten, ob dies für THIS AIN´T LIFE ein Vorteil ist, oder ihnen doch zum Nachteil gereichen wird. Uns hat die Scheibe gepackt, auch wenn sie dafür 2-3 Durchläufe benötigt hat. Ist man aber erst einmal auf das eingestimmt, was da passieren wird, dann lässt einen die Energie, die in den Songs mitschwingt, nicht mehr so schnell los!