Totengeflüster – Vom Seelensterben

TOTENGEFLÜSTER ist eine deutschsprachige Blackmetalband, die mit „Vom Seelensterben“ ein respektables erstes Werk vorlegt. Die Schwaben machen im Prinzip alles richtig und halten sich an die üblichen Genre-Vorgaben: natürlich ziert das Cover ein ausgefranster Schriftzug, der aber erstaunlich gut zu lesen ist, natürlich zeigt das Promo-Foto die Musiker in Corpsepaint, schwarzen Lederklamotten, die ein wenig wie aus Draculas Kleiderschrank wirken, und natürlich heißen Blackmetal-Musiker nicht Max, Florian, Horst oder sonst wie, sondern Schattendorn, Narbengrund und Totleben. Musikalisch befinden wir uns in der etwas anspruchsvolleren Ecke des Symphonic Black Metal.
Was erwartet uns also? Natürlich hoher Keifgesang, bombastische Keyboards, etwas zu höhenlastige Gitarren, Blastbeat-Drums. TOTENGEFLÜSTER ziehen hier die gleichen Register, wie es vor ihnen schon Bands wie Cradle Of Filth, Dimmu Borgir oder Satyricon gemacht haben, und wie ein gelungener Mix aus genau diesen Bands klingen auch die Songs. Dies ist übrigens als Lob zu verstehen, und nur um sicherzugehen, dass das auch nicht missverstanden wird: TOTENGEFLÜSTER biedern sich nicht an, sie versuchen nicht, möglichst massentauglich zu sein, sondern sie erreichen lediglich eine ähnliche Intensität wie die großen Namen, die soeben genannt wurden.
Dazu kommt noch, dass die Band genug Abwechslung vorweisen kann, um nicht zu langweilen. Wo andere Bands klingen, als hätte man versehentlich den Küchenmixer laufen lassen, sind hier ganz deutlich Strukturen, Melodien und vor allem auch bewusste Abläufe zu erkennen: statt einfach nur darauf los zu knüppeln, hat man es bei den vorliegenden Songs mit richtigen Kompositionen zu tun, was nicht gerade der Regelfall im Black Metal ist.
Um ein breites Massenpublikum anzusprechen, sind TOTENGEFLÜSTER einfach zu sehr Black Metal Szene! Wer da aber zu Hause ist, der sollte der Band unbedingt ein Ohr leihen, denn das, was sie auf ihrem selbstveröffentlichten Erstling vorweisen, ist wirklich schon eine ordentliche Ansage, insbesondere deswegen, weil die Band entgegen vieler anderer Black Metal Bands abseits ihrer Szeneidentifikationsmerkmale und ihres Images auch noch musikalisch was vorzuweisen haben! So macht Black Metal Spaß (wenn man das so sagen darf).

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