Wacken Open Air 2013

IMG_7746Es gibt einen Ort in Deutschland, an dem zumindest am ersten August-Wochenende Mischwetter ein Fremdwort ist. In Wacken ist zu dieser Zeit entweder eine Bullenhitze, oder aber es schüttet wie aus Eimern. Oder diese beiden Wetter wechseln sich ab, so wie dieses Jahr.

Zum 24. Wacken Open Air hatten sich wieder eine Unmenge großartiger Metalbands angekündigt, manche davon hat man schon in den vorherigen Jahren das eine oder andere Mal gesehen, andere gaben ihr Wacken-Debüt. Aufgrund besonderer Umstände (das Babybauch-Bild dürfte quasi einmal um die Welt gegangen sein) war es uns nicht möglich, dieses Jahr die volle Breitseite Metal zu verschlingen. Ausgewählte Bands, diese auch nicht immer komplett, und selbstverständlich nicht von mittendrin, sondern eher ein wenig abseits stehend, konnten wir in diesem Jahr in erster Linie am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlen muss, wenn man berühmt ist, so viele Fotografen waren gewillt, den Bauch abzulichten.

IMG_7739Man möge uns Kommerz vorwerfen, aber im Vorbeigehen war die erste Band, die wir dieses Jahr auf dem WOA mitbekamen, Santiano. Seemannsgarn, rockig verpackt, verflucht schnell in den Kopf gehende Schunkel-Ho-Ho-Ho-Melodien, grundsätzlich aber irgendwie doch deplatziert. Da der Mittwoch aber offiziell noch gar nicht als Festivaltag zählt, kann man darüber hinweg sehen.

Eskimo Callboy überzeugten in mehrerlei Hinsicht: Sound, Spaß auf der Bühne, sogar einen Heiratsantrag gabs. Wer auf das Gemisch von Hardcore und Techno steht, sollte hier voll auf seine Kosten gekommen sein. Etwas später am Nachmittag sollte sich das Urgestein DeepPurple auf die Bühne bewegen. Souverän und erhaben wirkte das, konnte aber zumindest uns nicht direkt mitreißen. Nichtsdestotrotz schön, auch diese Band mal live gesehen zu haben. Den Abschluss am Donnerstag sollte Rammstein bilden. Hierfür war eigens den ganzen Tag eine der Hauptbühnen gesperrt gewesen, um der Band die Vorbereitungen ihrer Pyro-Show zu ermöglichen. Rammstein war auch mit einem eigenen Merchandise-LKW angereist, so etwas hat es vorher wahrscheinlich auch noch nicht gegeben… Keine Frage, mit Rammstein wurde die Messlatte für das restliche Festival sehr hoch gelegt (und auch nicht mehr überboten, soviel vorweg), nichtsdestotrotz ist Rammstein nicht direkt eine Open Air-Band. In einer Halle wirken die Effekte einfach noch viel intensiver, und auch in Bezug auf Publikumsinteraktion hielt man sich eher bedeckt. Dafür hat Till Lindemann für seine Verhältnisse ausladend mit dem Publikum gesprochen…

…und dann war da noch Heino… Im Vorfeld heiß diskutiert, kam er tatsächlich auf die Bühne, brauchte separate Einstiegs-Anzähler, um seinen Einsatz zu erwischen, war tonal nicht auf der Höhe, und Lindemann schaute insgesamt auch eher skeptisch. Nach geschätzt 90 Sekunden war der Spaß vorbei, Heino zog (komplett blamiert) ab. Wer in anderen Magazinen liest, hat vielleicht das Gefühl bekommen, das gesamte Festival hätte sich um Heino gedreht: mitnichten!

Die Bandauswahl für den Freitag war insgesamt sehr überschaubar. Gleich zu Beginn tobten sich die Münsteraner Neaera auf der Bühne aus und schafften es, dem Publikum zu dieser doch noch recht frühen Stunde enorm einzuheizen. Später sollte noch Ihsahn spielen, die ein unglaublich intensives Set ablieferten, allerdings auf der W.E.T.-Stage wahrscheinlich besser aufgehoben gewesen wären. Zu anspruchsvoll, zu experimentell, zu anstrengend für einen Großteil des Publikums. Den Zelt-Bonus hatten dafür Whitechapel, die ähnlich wie Eskimo Callboy einen Bombast-Sound hatten, ihr Zielpublikum voll im Griff und somit eine umwerfende Show liefern konnten. Dass das Wacken Open Air kontrastreich ist, sieht man schon am nächsten Act, den man sich dann anschaute: für Feuerschwanz bereits der dritte Auftritt in Folge, war das Publikum gewillt, ordentlich mitzufeiern, aber die Band selbst schien schon erste Verschleißerscheinungen zu haben. Vielleicht nächstes Jahr nur einmal auftreten lassen, dann aber mit aller Konsequenz.

Nachdem Donnerstag und Freitag die Sonne unerträglich heiß vom Himmel gebrannt hatte, war der Samstag dann etwas zugezogen. Was für Fear Factory noch gut gehen sollte (instrumental übrigens hervorragend, gesanglich aber hart an der Schmerzgrenze in den Cleanpassagen), wurde dann später zum Wolkenbruch. Nachdem Die Apokalyptischen Reiter aufgrund uneinsichtiger Security-Leute (wenn ich durch Eingang A einen Klappstuhl mit reinnehmen darf, der auf s Infield führt, warum darf ich das dann von Eingang B nicht mehr?) nur aus der Ferne betrachtet werden konnten, war dann der nächste Programmpunkt Lamb OfGod. Aggressiv, hart, tight! Wild auf der Bühne, mit sehr viel Spielfreude, und das bei dem Wetter! Die Wolken gaben alles, aber das hat das Publikum nicht verschrecken können. Später bei Anthrax war das Wetter wieder etwas besser, aber der Platz matschig. Auch Anthrax spielten ein perfektes Set, hatten lediglich das Luxusproblem, sich auf nur 45min Spielzeit beschränken zu müssen und mussten so bei der Setlist ordentlich filtern.

Danzig spielte gleich ein halbes Set Misfits-Songs, begleitet von Paul Doyle Caiafa am Bass… Hits wie Mother oder Am I Evil durften allerdings auch nicht fehlen.

Trivium spielte, ähnlich zu ihrem letzten Auftritt, ein perfektes Set, das lediglich dadurch ein wenig an Spaß verliert, dass es eben perfekt ist. Dazu kommt recht wenig Action auf der Bühne, sodass man das Gefühl hat, man könnte genauso gut die CDs hören in der Zeit.

Für uns den krönenden Abschluss (nur knapp an der Rammstein-Hürde gescheitert) spielte letztlich Nightwish, jetzt mit Sängerin Floor Jansen (Ex-After Forever) im Gepäck. Die machte ihre Sache deutlich besser als ihre Vorgängerin Anette Olzon, wusste in allen Bereichen sauber und klar zu singen und musste sich lediglich bei den ganz hohen Tönen ein wenig quälen. Die Tatsache, dass der Auftritt für eine DVD mitgeschnitten wurde, dürfte die Band ganz besonders angespornt haben…

Aufgrund des matschigen Untergrunds und der zu befürchtenden Rückreiseprobleme beschloss man nun, den taktischen Rückzug anzutreten…

Fazit: Auch Festival Nummer 24 war ein voller Erfolg, es wird weiter an allen Ecken und Enden noch ein wenig verbessert, allerdings mittlerweile so fein, dass man das kaum noch mitbekommt. Der Erfolg gibt dem Organisationsteam Recht: schon innerhalb von nicht ganz 48 Stunden war das 25-jährige Jubiläum bereits ausverkauft, und das, obwohl erst wenige Bands bekannt gegeben wurden… Nächstes Jahr mit dabei: AmonAmarth, Apocalyptica, Arch Enemy, Avantasia, Behemoth, ChildrenofBodom, Emperor (letzte Show), Iced Earth, King Diamond, Kreator, Prong, Schandmaul und hoffentlich auch wieder wir!

Schreibe einen Kommentar