Da ist er nun, der Langrillen-Nachfolger zu Lifetimes, der Split-CD mit den ehemaligen Label-Kollegen von Maintain. Ehemalig deswegen, weil A TRAITOR LIKE JUDAS bei Redfield Records ein neues zu Hause gefunden haben. Nachdem mich die letzte Full Length der Jungs aus Braunschweig umgehauen hatte, war mein Verhältnis zu den neuen Songs auf Lifetimes ein wenig gespalten. Keine schlechten Songs, aber irgendwie auch ein wenig zu sehr konstruiert. Sicherlich kein Wunder, wenn der Haupt-Songschreiber die Band verlässt und man nicht komplett den Stil wechseln will. Sehen wir Lifetimes also als Brücke und schauen uns an, wo der Weg die Band hingeführt hat.
GUERILLA HEART beginnt mit einem Spannung erzeugenden Intro, welches dann in den bereits vorab als Video veröffentlichen Song „What counts“ übergeht. Metalcore, und zwar die Sorte, wo eigentlich das „Metal“ klein und das „Core“ groß geschrieben werden müsste. „Death or better days“ haut thematisch in die gleiche Kerbe und unterstreicht noch einmal die Weltverbesserer-Bemühungen der Band, die sich in ganz vielen kleinen Dingen zeigen (also nicht nur in ihren Texten, die man sich durchaus mal zur Hand nehmen und darüber nachdenken sollte, sondern auch in ihren Taten: Merchandise nur auf Fairtrade-Shirts sei hier nur als ein Beispiel genannt, allein schon die Zusammenstellung der Special Edition dieser CD spricht Bände).
Es folgt mein ganz persönliches Highlight der Scheibe: „Friendships“ hat nicht nur eine dynamisch treibende Strophe, sondern auch einen unglaublich mitreißenden Refrain…
Ich könnte noch viele Dinge aufzählen, die mir bei ‚Guerilla Heart‘ besonders gut gefallen haben, es gibt ein paar wenige Stellen, die mich nicht ganz so überzeugen konnten (zum Beispiel Songs wie „Dark Sunsets“ oder „One Way Ticket“), alles in allem ist ‚Guerilla Heart‘ aber überdurchschnittlich oft über meine Testboxen gelaufen. Drei Dinge gibt es noch, die ich zu diesem Album unbedingt loswerden will:
- Erneut aufgenommen und produziert im Kohlekeller, weiß man inzwischen sehr gut, dass Christian „Kohle“ Kohlmannslehner keine schlechte Arbeit abliefert.
- Stimmlich hat Frontmann Jasper eine ordentliche Schippe draufgelegt, nicht nur in Bezug auf den Druck in der Stimme, sondern vor allem in Bezug auf seine Variabilität.
- ‚Guerilla Heart‘ löst das seit 1992 unangefochten auf Platz 1 stehende Album „Urban Discipline“ von Biohazard in der Kategorie Crewshout-Dichte ab, und zwar mit deutlichem Abstand. Gefühlt die Hälfte der Texte wird vom MGV Seeheim-Jugenheim gebrüllt. Hört man sich die einzelnen Songs an, ist das recht cool, hört man sich die Scheibe am Stück durch, beschleicht einen das Gefühl, dass hier weniger unter Umständen mehr gewesen wäre. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn viel mehr gibt es an der Scheibe nicht auszusetzen!
A TRAITOR LIKE JUDAS haben sich wiedergefunden, wo ich auf „Lifetimes“ noch ein wenig das Gefühl hatte, sie wissen nicht so genau, wo es hingehen soll. Geile Scheibe, unbedingt anchecken! Volle Punktzahl für die Special Edition, ein halbes zugedrücktes Auge für zu viel Crew.