Bereits neun Monate vor Veröffentlichung hatte ich die Gelegenheit, in das neue Material von 5FT HIGH AND RISING reinzulauschen. „Das ist jetzt ein völlig anderer Stil im Vergleich zu dem, was wir vorher gemacht haben!“, erklärt mir Drummer/Sänger/Songwriter Felix noch ganz stolz, während die Aufnahmen von Follower aus einem Smartphone, verstärkt durch einen darunter befindlichen Kaffeebecher, nur bedingt genießbar an meine Ohren dringen. Ich hoffe, mir war meine damalige Irritation nicht ganz so sehr im Gesicht abzulesen, denn jetzt, wo ich die Songs so richtig hören kann, fällt mein Urteil darüber völlig anders aus als in diesem beschriebenen Moment! „Follower“ ist eine richtig geile Scheibe geworden, und schon seit geraumer Zeit hat es kein Album mehr so oft in die persönliche Rotation geschafft wie dieses!
Was hat sich seit „The Alpha & Omega“ getan? Jede Menge, soviel ist schon mal klar, aber, und auch das sagen wir bewusst jetzt schon: alte Fans werden sich keinesfalls vor den Kopf gestoßen fühlen. Sicherlich eine schon auf dem Promofoto erkennbare Änderung: Ex-Gitarrist Nils hat den Sechssaiter in die Ecke gestellt und gegen ein Mikrofon eingetauscht (Ex-Sänger Martin hat die Band verlassen), neu dazugekommen ist Gitarrist Tim. Nils hat zwar einen völlig anderen Gesangsstil als Martin, passt sich aber sehr gut in die Songs ein. Sicherlich, die „anschwellenden“ Screams kennt man bereits von Emmure, und nach einiger Zeit verpufft der Effekt, da er das etwas zu sehr überstrapaziert, aber zum Zeitpunkt der Aufnahme ist er noch recht frisch am Mikro und entsprechend in die Zukunft blickend noch steigerungsfähig.
Der Cleangesang von Felix, den wir auf der EP noch als „ehrlich und ohne Autotune“ bezeichneten, ist der nächste Punkt, der sich enorm gesteigert hat. Weiterhin habe ich das Gefühl, dass hier nicht mit technischen Hilfsmitteln nachgebessert wurde, dafür sitzt diesmal aber alles absolut auf dem Punkt und frischt die Songs unglaublich auf. Sowieso habe ich das Gefühl, dass 5FH&R insgesamt deutlich mehr Cleanvocals einbauen, was meiner Ansicht nach die richtige Entscheidung ist in Hinblick darauf, welches Publikum man sich damit eröffnen kann…
Die Instrumentalfront liefert eine grundsolide Leistung ab. Progressive Musik klingt anders, aber die Herrschaften wissen, wie sie ihr Können gezielt einsetzen, und darauf kommt es an! Durch die Verwendung von Synthesizer und Samples erreicht die Produktion der Songs eine immense Dichte, atmosphärisch (ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Begriff mal bei einer derartigen Post-Hardcore-Scheibe nutzen würde) ergreifend bis erschütternd. Besonders gut hat mir an „Follower“ gefallen, dass die Herren auch in der Lage sind, ruhige Passagen in ihre Songs einzubauen und diese mit größtmöglichem Effekt wieder aufzulösen. Das dürfte im Endeffekt auch das sein, was sich im Vergleich zum Vorgänger am meisten verändert hat: das Songwriting ist viel ausgefallener, vielschichtiger, abwechslungsreicher, origineller. Wer Anspieltipps haben will, dem seien (aus meiner Sicht) „Between the lights“, „I am not a dreamer“ oder aber die Videosingle-Auskopplung „Underhanded“ empfohlen.
„Follower“ ist eine Granate! Die Befürchtung (noch zur Zeit der EP), die Songs könnten über ein FullLength-Album auf Dauer langweilen, wurde eindrucksvoll und mit einer unglaublichen Weiterentwicklung in vielen Bereichen wiederlegt. Wer auf Synthesizer-Stakkato-Mosh steht, findet hier nicht nur eine Vollbedienung, sondern auch ein Album, welches überraschend abwechslungsreich, atmosphärisch (!!! Ich sag es schon wieder !!!) und emotional ist! Weiter so, hoffentlich bald mehr davon…