Deutschsprachige Musik ist immer ein sehr scharfes zweischneidiges Schwert. Allzu schnell drohen die Texte, irgendwie kitschig oder zu simpel zu wirken. Viele Bands sind bereits in diese Falle getappt, und nur eine auserlesene Handvoll hat es geschafft, auch in der Muttersprache anspruchsvolle Texte zu verfassen, die einen zum Nachdenken anregen und ihre Botschaft nicht wie ein Vorschlaghammer vorprügeln, sondern eher philosophisch angehaucht zwischen den Zeilen mit sich tragen. Eine dieser Bands, der das gelungen ist, ist KALYPSO, die mit „Gläserne Augen“ ihre neueste EP präsentieren.
Die 5-Song-EP steht voll im Zeichen des Metalcore. Sicherlich auch bedingt durch die deutschen Texte, kommt mir als allererstes die Parallele zu Saphena in den Sinn. Die Ähnlichkeiten liegen allerdings relativ deutlich auf der Hand: deutsche, anspruchsvolle Texte, viele Mosh-Passagen, die durch flirrende Melodielinien aufgelockert werden, gelegentliche Synthesizer-Einwürfe, der Wechsel zwischen hauptsächlich hohem, heiseren Schreigesang und tiefen Grunts, … Ich könnte wohl recht lange so aufzählen.
Was gibt es sonst noch zu berichten? Die Herren aus Lingen fahren einen insgesamt sehr verzweifelten Sound, der lediglich im Schlusspart des letzten Songs aufgebrochen wird und eine fröhliche, heitere Dur-Note anschlägt. Dazu kommt passend der Text „…und ich denke immer noch jeden Tag an dich, jeden Tag aufs Neue…“ Ein harmonischer, fast schon versöhnlicher Abschluss eines sehr guten Albums, das lediglich den „Mangel“ aufweist, dass es sich „nur“ um eine EP handelt. Dafür gibt es bei fünf Songs aber satte (fast) 25 Minuten Musik aufs Ohr, und darüber kann man wahrlich nicht meckern. Weiter so!