Seeker – Unloved (Victory Records)

seeker - unloved

Vergesst die Aufkleber “Parental advisory – explicit lyrics”, das ist alles Schnee von gestern, und abgesehen vom prüden Amerika interessiert das wahrscheinlich inzwischen sowieso niemanden mehr. Wer sich eine Band wie SEEKER anhört, sollte viel eher mit einem Aufkleber auf der CD gewarnt werden, der in etwa wie folgt lautet: “Vor Konsum dieser CD sollten sie ihren Arzt aufsuchen und sicherstellen, dass sie an keiner Form von Epilepsie oder Herz-Rhythmus-Störungen leiden.” SEEKER loten Grenzen neu aus, und ob das nun wirklich gut ist, oder einfach nur anstrengend, bleibt abzuwarten.

Vertrackt, verschachtelt, schrill, laut! SEEKER machen sich Freunde dort, wo man es besonders sperrig und extrem mag. Offiziell segelt die Band (warum auch immer) unter der Flagge Death Metal, mich hat das alles aber irgendwie eher an frühere Meshuggah-Alben erinnert, was in diesem Fall ganz klar als Kompliment zu verstehen ist. Was den Herren aus Texas noch ein wenig fehlt, ist das richtige Gespür dafür, wann man als Zuhörer wohl mal eine kleine Erholung für die Ohren benötigt.

Die  Produktion der Scheibe ist satt, lässt kaum Räume offen, dennoch bleiben die Instrumente und auch der Gesang schön klar und transparent. Aber egal, wie leise ich die CD auch drehen will, dennoch habe ich das Gefühl, es ist immer noch zu laut.

Dadurch, dass hier zwar viel Variabilität geboten wird, alles aber am Maximal-angepisst-Limit kratzt, passiert es dann auch, dass die einzelnen Songs eher an einem vorbei rauschen, die Scheibe unvermittelt vorbei ist und man feststellt, dass man „Unloved“ eher als Gesamtkunstwerk zu verstehen hat. Einzelne Songs daraus hervorzuheben oder heraus zu erkennen, dürfte vielen extrem schwer fallen. Aber genau so wollen es die Jungs wahrscheinlich auch. In einer Zeit, wo es sehr schwer ist, sich durch Individualität aus der Masse an Veröffentlichungen hervorzuheben, haben SEEKER für sich eine relativ simple Methode gefunden: da, wo es am lautesten ist, schreien sie einfach noch etwas lauter, da, wo aller durcheinander zu gehen scheint, sind sie noch quirliger und vertrackter. Direkt, unvermittelt, und immer voll auf die Zwölf! Keine Band, um sich bei Musik zu entspannen, keine Band, zu der man tanzen möchte. Eine Band, bei der man sich einen Raum voll gestellt mit alten Möbeln wünscht, die alle klein gemacht werden sollen, und man selbst steht mitten darin… mit einem riesigen Vorschlaghammer in der Hand! Kawummm!

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