Magna Mortalis – Diluvian (Kernkraftritter Records)

magna mortalis - diluvianPurer, roher, ungeschönter Death Metal! Das ist wirklich eine Seltenheit geworden, viel zu sehr wird inzwischen aus allen möglichen Genre-Nischen inspiriert, und dass man sich auf die Kernkompetenz beschränkt, passiert nur noch einmal unter tausend Alben. MAGNA MORTALIS machen diesbezüglich quasi alles richtig. Die Hannoveraner Todesbleier haben vielleicht noch ein ganz wenig Thrash-Gesprenkel auf ihren Songs, das war es aber auch schon mit Fremdeinfluss. Wie gut das auf einem kompletten Longplayer funktioniert, erfahrt ihr hier.

So puristisch, wie MAGNA MORTALIS an ihre Songs herangehen, ist es schwierig, sich angemessen auszudrücken. Die Songs haben allesamt eine klare Struktur, die Doublebass knattert fast kontinuierlich durch das gesamte Album in einem groovigen Mid-Tempo-Bereich, gelegentlich prescht auch mal ein Blastbeat daraus hervor. Die Gitarrenfront gesellt sich dem hinzu: hauptsächlich im rhythmischen Stakkato zu Hause, sind es dann vor allem die melodischen Auswüchse, die zum Aufhorchen einladen, ansonsten ist das, was Ralf Dahles und Henrik Osterloh da machen, sicherlich absolut solide, aber eben auch nicht direkt nach Aufmerksamkeit heischend. Der Bass beschränkt sich die meiste Zeit auf Grundton-Begleitung, was in diesem Fall aber nicht negativ zu bewerten ist, sondern lediglich logische Konsequenz beim Songwriting.

Über diesem Soundteppich liegt die heisere, leicht kehlige Stimme von Frontmann Arne Lipke, die mich entfernt an alte Aufnahmen von Chuck Schuldiner erinnert. Bei seinem Grunting bleibt er größtenteils klar verständlich, was MAGNA MORTALIS absolut gut zu Gesicht steht, denn entgegen dem sonstigen Splatter- und Eingeweide-Trend haben wir es hier größtenteils mit gesellschaftskritischen Texten zu tun. Das ist nebenbei gesagt etwas, was sich gerne mehrere Deathmetal-Bands auf die Fahne schreiben dürften: nicht nur irgendwas singen, Hauptsache Blut, Tod und Innereien, sondern auch mal den Kopf einsetzen und etwas bewegen wollen.

„Diluvian“(was übrigens so viel wie „die Sintflut betreffend“ bedeutet) hat ein paar richtig gute Momente. Die Produktion ist aufgeräumt, und mit steigender Lautstärke wird auch der Druck höher, den MAGNA MORTALIS aufzubauen vermögen. Leise im Hintergrund funktioniert diese Musik einfach nicht so direkt. Insgesamt ist das Album sehr geradlinig ausgefallen und hätte ein wenig mehr Abwechslung vertragen können. Jeder Song für sich betrachtet ist dabei aber durchaus positiv zu bewerten und nur in Summe zeigt sich, dass irgendwann eine andere Idee durchaus Platz hätte finden können.

Unzweifelhaft dagegen ist, dass diese Songs live garantiert richtig im Pit aufräumen werden, denn MAGNA MORTALIS ist, bei ihrer ganzen insbesondere den Schlagzeugbereich betreffenden Verspieltheit, absolut einladend, den Kopf mal wieder in Bewegung zu bringen und die Matte kreisen zu lassen.

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