Cro, Die Orsons, Heisskalt. Wer die Künstlerliste von Chimperator Productions liest kommt zwangsläufig ins Stolpern. Was auf den ersten Blick völlig herausfällt könnte durch die räumliche Nähe zu Stuttgart erklärt werden. Mal nicht Berlin, mal keine 0-8-15 Produkt-Band? Heisskalt haben in den letzten Jahren geackert. Endlose Touren sprechen für Schweiß, Blut und Tränen. Wenn eine solche Band über Universal veröffentlichen und in die Charts einsteigen kann, ist das ein Punkt für die gute Seite.
Eigentlich zu hart für das Radio, zu viele kreischende Mädchen für autonome Jugendzentren, zu gefällig für Punkrock, zu wild für den Durchbruch. Könnte man denken! Aber mitnichten. Heisskallt bieten ein gesundes Spektrum an und wirken dabei nicht verbogen.
Ihr Debut-Album „Vom Stehen Und Fallen“ beginnt mit einem Gruß an die Rockszene! Die alternative Punkrock-Hardcore-Rock-Version von Adel Tawils „Meine Lieder“. „Das Bleibt Hier“ reiht so geschickt Bandnamen aneinander, wie es seit den Gym Class Heroes niemand mehr geschafft hat. Auf deutsch erst recht nicht. Sympathie Pluspunkt: Die Palette reicht von Alexisonfire bis City Light Thief – eine kleine deutsche Kumpelband aus Köln.
Die technische Stärke von Heisskalt steht ihren teils poppigen Anflügen nicht im Weg – im Gegenteil: live wird sie zu ihrem großen Trumpf. Hier wird gefühlt, geschwitzt, gebrüllt und gelitten. Sie kombinieren sphärisch-bildhaften Sprechgesang mit verzweifelter Stimmung. Appellativ, depressiv, gereizt und verloren. Eine Verbindung, die immer wieder auch an Casper denken lässt. „Gespielte Melancholie, Tagebuchpoesie…“ singt er schließlich selbst in „Jambalaya“.
Wären Heisskalt keine Rockband und hätten nicht diese „Fäuste in die Luft“-Refrains, hätten sie kaum eine Berechtigung. Doch dann kommt ein turbulenter Ritt durch „Nicht Anders Gewollt“ und viele Zweifel sind beseitigt. Viele, aber eben nicht alle. Zu oft verliert man sich und die Aufmerksamkeit in Sphären aus Wort und Klang. Die Momente in denen aus diesem Durcheinander geballte Kraft wird sind die stärksten auf „Vom Stehen Und Fallen“. Oft bleibt so nur der Refrain wirklich hängen.
Trotzdem überwiegt der Eindruck deutlich, dass wir mit Heisskalt um eine gute Band reicher geworden sind. Meine Empfehlung: lieber Konzert-Tickets als das Album kaufen.